Donnerstag, 24. Mai 2012

Frühsport


Yoga hier in Indien ist definitiv nicht meine Sportart.

Dies liegt aber nach den letzteren Erfahrungen nicht an dem Sport selber sondern an der frühen Uhrzeit zu der Yoga hier in Kundapur praktiziert wird und zu der ich nicht aufstehe. In seltenen Ausnahmen kann aber sogar ich mich zum Aufstehen breit schlagen lassen, so wie an jenem Wochenende. Der auf einem Berg in der Nähe von Udupi gelegene Tempel eignet sich mit seiner riesen Halle ideal zum Meditieren und Yoga machen. Dort am Freitag angekommen, waren Anna Lena, Caro und ich so erstmal sehr beeindruckt von der Anlage, die unglaublich ruhig und spirituell wirkte. Die Inder, die mit uns an diesem Kurs vom Verein des in Kundapura ansässigen Yoga-Clubs teilnahmen waren alle schon in der Halle und knüpften entweder Blumen zur Girlanden (Frauen) oder unterhielten sich (Männer). Kurz darauf, nachdem die Frauen mit den Girlanden fertig waren holten sie ihre Bücher heraus und begannen verschiedene Shiva gewidmete Mantras (Lieder) zu singen, die wie ein Call-and-response Gospel aufgebaut waren. In Indien haben Gebetslieder jedoch meist einen anderen Rhythmus. Es wird mit zwei kleinen Becken im Dreier-Takt aufeinander geschlagen.
Ausblick vom Berg
Dies gibt der Musik eine ganz andere Dynamik. Des weiteren gibt es meiner Meinung meist keine klaren Töne, sondern ist vielmehr das Hoch- oder Runterziehen des Tones wichtig, wobei der Anfangston nicht festgelegt ist. Von daher hört sich indischer Gesang in unseren Ohren meist schief an, was die Inder selbst aber nie so empfinden würden. Bei Mantras erzeugt diese Art Gesang eine unglaublich spirituelle Atmosphäre, in der man vollkommen versinken kann. Wir alle drei haben währenddessen versucht zu meditieren, was uns zumindest für eine halbe Stunde auch gelungen ist. Trotz der Eintönigkeit der Lieder wird es nicht langweilig, da uns diese Musik immer noch fremd und nicht vertraut ist.
Nach einigen Reden auf Kannada, die unter anderem eine wahrscheinlich sehr interessante Erklärung der eigentlichen Bedeutung Yogas für unseren Körper und unsere Seele beinhaltet hätten sowie drei Runden um den Tempel laufen, fielen wir drei totmuede ins Bett (natürlich auf den Boden!).

Glücklicherweise wurde nicht zu viel Zeit verschwendet und das Programm ging am nächsten Tag schon um 5.30 Uhr weiter. Warum der Yoga Lehrer bereits um 4.30 wach neben uns stand ist mir allerdings nicht klar, ich werde wohl nie ein Morgenmensch werden. Yoga in der Früh ist auf jeden Fall etwas wundervolles, man entspannt und trainiert zugleich alle Körperteile und hat deshalb auch nicht das Gefühl einen Marathon gelaufen zu sein. Und wenn man mit 30 weiteren Indern beim surya namaskara (Sonnengruß) neben sich durch die Säulen der Halle die Sonne aufgehen sieht dann fühlt man wie das Gefühl der Zugehörigkeit langsam die Beine hoch kriecht und sich überall ausbreitet. Die indische Mentalität scheint sich einem auf einmal zu erschließen... 
 

Theoretisch. Waehre da nicht die viel, viel, viel zu frühe Uhrzeit, wegen der ich auch während Yoga noch halb schlafe...
Trotzdem war es eine sehr tolle indische Erfahrung, die ich jedem ans Herz legen würde, denn sie kann erleuchtend sein. :)

Dienstag, 1. Mai 2012

Der Busmitfahrer – Eindrücke einer Konsumentin und Bewunderin - ein Essay


Der Busmitfahrer. Irgendwie ist er ein Held, ein Übermensch, wie er von Freiwilligen schon in sentimentalen Momenten genannt wurde. Er verkörpert eine Berufsform, die es so in Deutschland überhaupt nicht mehr gibt, da sie bereits durch Fahrkartenautomaten und Abstempelkasten ersetzt wurde. Genau diese Tatsachen übt jedoch eine unfassbare Faszination auf die Leute aus, die sich seine Konsumenten nennen dürfen. Leute wie mich.
laessig in der Tuer








Als ich ihn zum ersten Mal vor mir stehen sah, mit wehendem Schnauzer, so elegant im Türrahmen lehnend, wusste ich sofort, dass es um mich geschehen war. Wie durch Caro so treffend erkannt, lässt der Busmitfahrer (hochdeutsch auch “der Schaffner”) unsere Herzen höher schlagen, da er uns den im Alltag verlorenen Reiz des Abenteuers wiedergibt. Durch seine lässige Weise, wie er sich selbst im voll gestopften Bus durch dessen Gang („Tigget, tigget, tigget“) schiebt jeden einzeln mit einer Selbstverständlich professionell bedient, bei der sich manche anderen Berufszweige ein Vorbild nehmen könnten. Stets weiß er, wo der Fahrgast eingestiegen ist und kann ihm sein Ticket schnell und zuverlässig ausstellen. Ihm bleibt nichts im Verborgenen, er weiß genau wie er selbst mit schwierigen Fällen wie Verständigung auf nicht sprachlicher Ebene oder logistischen Fragestellungen (z.B. beim Einladen des Busses mit fragilen Gegenständen) umgehen muss. Meisterlich müssen seine Fähigkeiten auch im Erkennen verschiedener Aussprachen eingeschätzt werden. Vom zahnlosen Greis bis zum Ausländer erkennt er jeden genannten Ort nach spätestens fünf mal nachfragen und bleibt trotz teils aussichtsloser Lage stets freundlich. Emotionalität gehört, wie bei den meisten Indern, nicht zu einer seiner Eigenschaften jedoch lässt er sich des Öfteren doch zu einem breiten Lachen hinreißen. Ganz besonders gute Chancen auf solch ein Geschenk des Himmels hat man im Allgemeinen, wenn ein Ausländer versucht sein Ticket auf der einheimischen Sprache zu bestellen. Dies wird meist von den, um den Busmitfahrer und den Ausländer, herumsitztenden Indern mit sofortigen Fragen quittiert, ob man denn jene Sprache beherrsche und bietet einen wundervollen Einstieg in philosophische Diskussionen, sofern man sich ausdrücken kann. Da dies allerdings nur in den wenigsten Fällen so ist, verschwinden zur Enttäuschung des bewundernden Ausländers des Lachen vom Gesicht des Busmitfahrers, dessen Schnauzer durch den Fahrtwind eine originelle neue Form bekommen hat, und er wendet sich den anderen wartenden Fahrgästen zu.
Auch in absoluten Extremfällen bleibt der Busmitfahrer stets pflichtbewusst und weiß wie er reagieren muss. Aufmüpfige Fahrgäste behandelt er mit Autorität auf der einen und Milde auf der anderen Seite. Falls es Beschwerden über den Fahrstil des Busfahrers oder die Wartedauer an einer Haltestelle gibt wird der Konflikt zuerst auf Gesprächsebene versucht zu lösen, wenn dies allerdings nicht fruchtet dann wird der Gast auch gelegentlich zu einer körperlichen Lösung des Problems nach draußen gebeten, denn Beschwerden gegen des Busfahrer sind immer auch Beschwerden gegen des Busmitfahrer. Nachdem sich beide Parteien nach ein paar Minuten intensiven Hahnenkampfes geeinigt haben steigt jeder wieder in den Bus und es kann weiter gehen.

Auf der Grundlage monatelanger Erfahrungen haben sich vier verschiedene Typen Busmitfahrer herauskristallisiert:
  1. Der Grummler:
    Der Grummler
    Diese Art vertritt generell den grantigen, harten Typ Busmitfahrer. Er könnte auch als Macho bezeichnet werden, da er mit einem harten grimmigen Gesichtsausdruck das Reiseziel des Busses herausschreit und, während er vor dem Bus mit geschwellter Brust und angeberischen Schritt versucht Mitfahrer anzuwerben. Nicht selten ist seine Stimme geprägt von der harten Arbeitswelt, in der er Tagein Tagaus schuftet, was sich in einem rauen, borstigen fast schon prolligen Unterton niederschlägt. Und doch ist dieser Typ in seinem Inneren auch zu Gefühlen, sowie zu allerlei Schabernack bereit, die bisweilen ein wenig ruppig ausfallen können.

  2. Der Korrekte: Legt doch der Grummler schon sehr viel Wert auf sein Image als Macho kann dies der Korrekte noch überbieten. Er erledigt stets auf höchst professionelle Weise seine Arbeit, geht von Fahrgast zu Fahrgast um mit einer unfassbaren Effizienz in kürzester Zeit alle Tickets verkauft zu haben. Er achtet gewissenhaft auf ein gepflegtes Aeusseres, während er nicht selten durch herausragende Englischkenntnisse glänzt. Im Gegensatz zu dem Kumpel lässt er sich weder oft auf eine Unterhaltung ein noch bezaubert er Bewunderer mit einem Lachen. Ihm werden potenziell die meisten Chancen auf eine Beförderung zum Oberbusmitfahrer eingeräumt (-> Oberbusmitfahrer: Er kontrolliert, ob jeder Fahrgast ein Ticket hat anhand der verkauften Tickets des Busmitfahrers).

  3. Der Kumpel:
    Der Kumpel
    Dies ist die nach Ansicht der befragten Freiwilligen der beliebteste Typ. Er verkörpert die wahr gewordene Sehnsucht nach Freundschaft zwischen Fahrgast und Busmitfahrer, da er mit seinem Charme und seiner Freundlichkeit jeden von sich überzeugt. Durch das scheinbar angeborene Lächeln besticht er zudem mit seinem Adonis-gleichem Körper, den er elegant selbst durch große Massen Fahrgäste hindurch windet (kurze Anmerkung: Es gibt natürlich auch fuelligere Kumpel, die allerdings letzteres Merkmal weniger repräsentieren.). Nicht selten weiß er nach mehrmaligen Mitfahren eines Gastes sofort, wo er hin möchte, was ihm weitere Bewunderer einbringt. Er strahlt trotz langer Arbeitszeiten eine Freude aus, die sich auf den gesamten Bus uebertraegt und eine zutiefst entspannende, positive Atmosphäre kreiert.

  4. Verrueckt?
    Der Verrückte: Eine Ausnahmeerscheinung. Genau festzulegen ist diese Kategorie nicht. Festzuhalten ist aber, dass der Verrückte alles und nichts sein kann. Vom singenden, mit Schnauzer und Hüften wackelnden Party-Busmitfahrer bis zum betrunkenen Grummler ist alles möglich. Er überrascht durch Flexibilität in der Einhaltung der Regeln, wie z.B. einem kleinen Preisnachlass. Akrobatische Meisterleistungen werden mit einer Regelmaessigkeit vorgeführt, so dass jeder Mitfahrer sich auf eine extravagante Show einstellen kann. Während der Fahrt aus dem Bus herausspringen und an der hinteren Tür wieder hinein gehört natürlich nur zum Standardprogramm und wird durch Tanzeinlagen zu einer betoehrend Show erweitert. Angeheizt wird diese Stimmung noch durch die eindringlich, intensive indische Musik, die seine Bewegungen zum Leuchten bringt und selbst den grantigsten Opa zum bewundernden Staunen. Wer wirklich keine Lust auf diese Art Entertainment hat ist selbst Schuld und muss aus dem Fenster schauen oder Rikscha fahren.

Ausnahmen: Bestätigen im Normalfall die Regel. Jedoch ist mir bis jetzt noch kein unhöflicher Busmitfahrer begegnet. Selbst in Touristengegenden würde dieser ehrenvolle Beruf selten eine falsche Aussage zulassen, die für sie selbst auch keinen direkten Nutzen bringen würde.

Dem aufmerksamen Leser ist hoffentlich nicht meine persönliche Betroffenheit von diesem, in dem Text dargestellten Phänomens verborgen geblieben. Nach nun schon 8 ½ Monaten hier in Indien bin ich nicht nur in diesen wundervollen Beruf verliebt, sondern auch sehr traurig darüber nur noch 3 Monate miterleben zu dürfen wie großartig dieses Land sein kann. Nach allem was bisher passiert ist und wie viele Busmitfahrer ich getroffen habe, kann ich mir gar nicht vorstellen wieder meine Tickets an langweiligen Fahrkartenautomaten zu kaufen. Nachts werde ich sicher noch lange davon träumen, wie der Busmitfahrer aus seinem Bus lehnend schreit: „Kundapura, Kundapura, Kundapuraaaaaa!!“
Einen schönen Frühling euch, bei uns ist es ja schon heißester Sommer

Donnerstag, 15. März 2012

Alles was geht


Suedindien in einer Woche ist ueberheblich und unmoeglich. Zu diesem Schluss sind wir nach unserer Woche in den Bundesstaaten Kerala und Tamil Nadu gekommen.
chinesische Fischernetze in Kochi
Gut, dass ich Ende des Monats nochmal fuer eine Woche zumindest nach Kerala fahre. Bis dahin muss ich mich allerdings mit den Eindruecken der letzten Woche zufrieden geben. Angefangen in Kochi, ueber Munnar, Pondicherry, Auroville und Mamallapuram sind wir schliesslich am Sonntag mit dem Zug wieder zurueck gefahren.
Teeplantagen in Munnar
Die Meinungen ueber “das” Highlight der Reise gingen stark auseinander, jedoch waren wir uns alle ueber die Schoenheit der Teeplantagen Munnars einig. 
Einer meiner absoluten Lieblingsstationen dieser viel zu kurz gefassten Reise, war Pondicherry und das ca. 10 km entfernte Auroville. Pondicherry ist eine Stadt, die stark durch die ehemalige franzoesische Kolonialisierung gepraegt ist. Immer noch praesent ist der europaeischer Flair, der sich durch die Strassen zieht, und die Besucher eher an eine, im Sueden Europas lokalisierte Stadt, als an das Klischee einer indischen erinnert. Sowohl die Haeuser als auch die Leute strahlen eine Gelassenheit aus, die einen nicht an indische Verhaeltnisse denken laesst. Umso logischer erscheint es aber auch, dass, sobald die Altstadt in die neueren indischen Siedlungen uebergeht, schlagartig auch die Stimmung wieder umschlaegt.
Pondicherry by Jona
Durch die Strassen zu gehen, hinterliess somit bei manchen ein entferntes Gefuehl von Heimat, trotz den gefuehlten 40 Grad, unten denen die ganze Gegend um die Hauptstadt Tamil Nadus, Chennai, die meiste Zeit des Jahres zu leiden hat. Auroville hingegen ist ein Dorf, das gegruendet wurde mit der Absicht einen kleinen unabhaengigen Ort zu schaffen, an dem die Bewohner in Harmonie und Frieden miteinander leben. Die einzelnen Gewerbe arbeiten fuereinander in einer gemeinschaftlichen Denkweise. Dieser Gedanke lockt taeglich viele Besucher an, die nicht selten fuer laenger als eine Nacht bleiben, um freiwillig im Dorf mitzuarbeiten. Wir blieben allerdings nur vier Stunden, teils wegen Zeitmangel, teils wegen mangelndem Interesse. Denn was auf den ersten Blick perfekt und ideal scheint, basiert auf der anderen Seite auch auf der Bereitschaft sich auf die Idee und Spiritualitaet, die an diesem Ort fast omnipraesent ist, einzulassen. Da letztere nur in geringer Menge bei unserer Reisegruppe vorhanden war, blieb es bei den vier Stunden. Schoen war es allerdings Charly zu besuchen, die genau wie ich ein freiwilliges soziales Jahr weltwaerts in Auroville macht, und die ich schon aus meiner Schule kenne. Sich nach 9 Monaten an einem komplett anderen Ort mit ganz neuen Erfahrungen zu sehen, war total spannend und wirklich heimatlich!
Mamallapuram
Trotzdem war es am Ende, nach zwei Tagen im Traveler-ort Mamallapuram, wieder gut im “kuehlen” Kundapur zu sein, das sich mittlerweile klimatisch jedoch schon fast an die Verhaeltnisse an der Ostkueste angepasst hat. So scheint es uns zumindest.
Hier in der deutschen Hauptstadt wenden wir uns wieder der Planung fuer die 2 noch ausstehenden Summer Camps in Schulen und der Problematik der Muelltrennung zu, die in ein paar Haushalten noch nicht funktioniert. Und ach ja: Wir konnten unseren Rueckflug umbuchen und ich komme vorraussichtlich am 20.7. um 10.50am in Muenchen an. Die Zeit rennt, und daher heisst es nun alles was geht mitzunehmen.

auf den Strassen Kochis mit Mya und Anna Lena

Munnar

Montag, 20. Februar 2012

Bombay/Mumbai


Irgendwie hat jeder von uns etwas anderes erwartet. Aber Indien ist nie so, wie man gedacht hat. So ist das wohl auch mit Bombay.
Auf dem Weg zum Gate of India

Das was man bereits in etlichen Reisefuehrern, Buechern und Filmen erfahren hat ist meistens das Bild einer Stadt, die dreckig, laut und stickig ist. Das es zumindest in den reichen Vierteln komplett anders ist, haette trotzdem niemand gedacht. Angekommen in der Frueh in einem Vorstadtviertel der gezaehlten 12 Millionen Metropole mussten wir uns mit dem Taxi in die Innenstadt schiffen lassen, da im inneren Bereich keine Rikschas (!) erlaubt sind. Die Alternative mit dem Zug wurde angesichts der schon aus dem Zug heraushaengenden Menschen und 2 klaustrophobischen Mitreisenden recht schnell fallen gelassen. Angekommen in Colaba war eines der ersten Dinge, die wir sahen der Hafen, der langsam aus dem tiefen Schlaf erwachte und sich in seiner ganzen Schoenheit vollkommen aufgeraeumt und sauber zeigte.
National Art Galerie
Dies ist vor allem der Muellabfuhr in Mumbai zu verdanken, die ihren Job ziemlich gruendlich macht. Auf der Suche nach einem Hotel waren wir weiterhin erstaunt, da gar nicht erst das Gefuehl einer ueberfuellten Grossstadt aufkam, da die Strassen noch komplett leer und rechts  und links mit Baeumen bestueckt  waren. Insgesammt erinnert dieser Stadtteil eher an eine europaeische, als an eine indische Stadt. Dies wurde zum einen durch genanntes Aussehen, sowie durch die vielen europaeisch ausgestatteten Cafés, sowie der Mengen an weissen Touristen erreicht. Letztere gab es in jeder nur moeglichen Art: vom individuellen Hippie bis hin zum reichen Geschaeftsmann, der fuer die Abwicklung eines Geschaefts fuer ein paar Tage in der Stadt bleibt. In den Strassen sind viele Buergersteige mit kleinen Staenden zugeplastert, die dem Touristenherz alles vom scheinbar goldenen Armreifen bis hin zum bedruckten T-Shirt mit der Kingfisher(einer der beruehmtesten indischen Biermarken) Werbung alles bieten koennen. Auf der anderen Seite gibt es jedoch auch das bluehende kulturelle Leben, das sich in den Museen sowie auf Festivals zeigt und sich fuer die Kuenstler der Stadt als eine immer attraktivere Chance anbietet ihre eigene Kunst an die breite Masse zu bringen. 
der westliche individual Tourist
Ueberwaeltigt waren wir schon nach wengen Stunden, letztenendlich verliebt habe ich mich allerdings erst beim Anblick des grossen bereits genannten Festivals, das neben vielen kleinen Verkaufsstaenden mit allen moeglichen hochqualitativen Gegenstaenden auch viel Platz fuer die meist umweltbewusste Kunst indischer Kuenstler liess. Von einem grossem Menschen aus Plastikflaschen bis zu einem Baum der Wuensche, an dem viele Gedanken zur momentanen Situation und Wuensche einzelner Menschen auf Papieren aufgehaengt wurden, gab es viele verschiedene Ausstellungsstuecke.
Der einzige Moment in dem das wirkliche Ausmass dieses riesen Ameisenhaufens voll Menschen bezueglich der Luftverschmutzung sichtbar wurde war der Blick vom Malabar Hill hinunter auf die Stadt waehrend die Sonne untergeht. Man erkennt deutlich, wie sich der Smog, der ueber der Stadt wie ein riesiger Schleier haengt, von dem roetlich gelb gefaerbten Himmel abhebt. Dies ist zweifelsfrei ein grosses Problem, das wohl auch in Zukunft noch omnipraesent sein wird.
Mr. Greedie!

Besonders war auf jeden Fall Caros Geburtstag am Samstag, an dem wir ihr zu jeder vollen Stunde ein Geschenk ueberreicht haben, da sie 24 geworden ist. Gefeiert wurde dieser allerdings nicht im Nachtleben Bombays sondern im Hotelzimmer, in dem davor schon verschiedene Werwoelfe ihr Unwesen getrieben haben.
Ein kleinen Einblick von der Masse der dort lebenden Menschen konnten wir dann allerdings doch  noch mitbekommen. Als wir am Dientag Morgen wieder zurueck zum Bahnhof mussten, hatten wir kurz vor dem Viktoria Terminus tatsechlich die Situation, gegen den breiten Strom sich in die Stadt bewegender Arbeiter anzukaempfen, die alle in die entgegengesetzte Richtung wollten.
Am Viktoria Terminus
Das war zwar einerseits erschreckend, auf der anderen Seite jedoch absolut faszinierend, da sich die Gesichter der Inder doch wesentlich von denen der Deutschen auf dem Weg zur Arbeit unterscheiden: waehrend sich zweitere mit meist ausdruckslosem Gesicht zur Arbeit bewegen, sind die Inder schon so viel lockerer und gut gelaunter. So schien es zumindest mir.
Insgesammt kamen ich vollkommen erholt und voll mit neuer Energie aufgeladen zurueck, obwohl ich genau das Gegenteil erwartet hatte. Indien eben.
Auf der Faehre

Von der Faehre aus
Auf Elefanta Island in den Hoehlen

Mann aus Plastik
Baum der Wuensche

auf einer Schriftstellermesse

deutlich zu erkennen: Smog ueber Bombay

die Reisegruppe: Anselm, Clara, Julia, Caro, Markus
Geburtstagskind auf der Faehre

auf einem indischen Strassenfestival

Crawford Market

alles in rauhen Menge

Sonntag, 22. Januar 2012

Indien wird nie langweilig!

Ausgeschlossen! Denn solange ich noch so viele kleine Wunder wie bisher erlebe, kann es überhaupt nicht langweilig werden. Eines davon, war die Freilassung der neu geschlüpften Meeresschildkröten, die Anfang Januar in der Nacht aus ihren Eiern geschluepft sind. :)
Wir nannten sie Lisa
Am Dienstag konnten sie dann besichtigt werden und wurden gegen Abend in den Ozean entlassen. 
Es war einfach unfassbar schön, zu sehen, wie diese kleinen Tiere überhaupt überleben können! Auch den angeborenen Instinkt, direkt nach dem Schlüpfen sofort zu wissen, dass sie ins Meer müssen, und wie sie dort hinkommen, ist einfach faszinierend und macht jedem wieder bewusst, wie unglaublich die Natur ist. Für das Sea turtle Projekt war das natürlich ein ganz besonderer Moment, da sie seit 4 Monaten daran arbeiten die Eier einzubuddeln, Fischermänner von der Wichtigkeit des Schutzes der Schildkröten und der Planung verschiedener Workcamps dafür zu organisieren.
Auf dem Weg zum Meer
Am Ende
Gleich geschafft!
Umso mehr hat der Rest sich gefreut, die Begeisterung und Erleichterung in den Gesichtern von Julia, Venus und Lena (drei sea turtle Projektteilnehmer) zu sehen.
Ja, geschafft!
Am Ende wurden alle zusammen freigelassen

Von Venus stammen übrigens auch die schönen Fotos.
Fast geschafft
Ein weiteres Wunder war Weihnachten. Obwohl das von den Hindus nicht gefeierte, jedoch von den zahlreichen Christen umso ausgelasseneres Fest, so scheint es, wurde von uns Freiwilligen eher zögerlich begangen. Denn Weihnachtsstimmung ist in einer Stadt, in der es jeden Tag um die 30°C hat für uns Europäer eher schwierig zu erreichen. Trotzdem kam am 24.12. doch so etwas wie Vorfreude auf den Abend auf, da wir in der protestantischen Kirche zum Präsentieren zweier kirchlicher Stücke gefragt wurden, dem wir natürlich zustimmten:)
Auch spaeter, als drei Freiwilige und ich den Kindern unserer Familien erklaert haben wie in Deutschland das Christkind kommt und sogar eine kleine Bescherung organisiert wurde hatte wir nur strahlende Kinderaugen vor uns.
Ich bin mir natuerlich sicher, dass dieses an der Geschichte und nicht an den Geschenken lag ;)
Ansonsten gibt es zur Zeit viel zu viel Arbeit! Das ist leider oder gluecklicherweise unser Status im Office. Und der wird sich so schnell auch nicht aendern! Denn durch die Unterrichtstunden, die wir bis Mitte/Ende Februaur beendet haben muessen sind wir ohnehin schon mit Arbeit eingedeckt. Jedoch kommen zur Zeit staendig neue Ideen hinzu, wie wir uns umwelttechnisch noch engagieren koennen. Und das geht gehen die Meinungen von der Wichtigkeit einens Workshops bis zu der Aufstellung von Muelleimern in Kundapur sehr weit auseinander. Letzteres Projekt versuchen wir demnaechst mal ein bisschen ernsthafter anzugehen. Da ettliche Freiwillige vor uns aber bereits das Gleiche versucht haben wird das ein sehr schwer zu realisierendes Projekt. Insgesammt ist es eher schwer neue Projekte, die zur Verbesserung der oekologischen Situation beitragen, zu initialisieren. Zum Beispiel ist es nicht moeglich die Muellhalde in der Naehe von Kundapur zu besichtigen, da sie zwar gebaut, gut durchgeplant, aber nicht in Betrieb ist!
Fort in Hyderabad
Das liegt aber nicht am fehlenden Muell, sondern daran, dass der Staat Karnataka keine Arbeiter beschaeftigen will, die der sogeannten „D-Klasse“ angehoeren. Die D-workers sind Arbeiter, die den niedrigsten Kasten angehoeren und nur koerperliche Arbeiten verrichten koennen, wie zum Beispiel Bauarbeiter oder Putzkraefte. Diese Menschen sind jedoch ab 40-50 Jahren arbeitsunfaehig durch die schwere Arbeit und muessen somit vom Staat mit Rente versorgt werden. Deshalb blockiert die Regierung Karnatakas die Einstellung von D-workern fuer die Muellhalde. Diese Erklaerung stammt von einem Engineer in Kundapur, den wir um die Erlaubnis gebeten haben die Muellhalde zu besichtigen. Ob das jetzt alles so der Wahrheit entspricht, sei mal dahin gestellt, denn es werden jeden Tag in unser Stadt so viele neue Haeuser gebaut, dass man eigentlich denken koennte, dass der Muellentsorgung eine groessere Bedeutung eingeraeumt wird.
man geniesse die Aussicht
Auch unsere Kannada Stunden gehen weiter vorran, jedoch haben wir festgestellt, dass man auch ziemlich gut mit sehr niedrigen Kenntnissen ueber der Sprache zurechtkommt: Denn schon mit einem kannadischen Wort laesst sich viel anfangen!  Das Wort fuer „machen“ ist „madu“ und kann mit so ziemlich allem kombiniert werden: „phone madu“ heisst anrufen, „line madu“ heisst eine Reihe bilden, bei „round madu“ soll ein Kreis gebildet werden und so weiter... Das geht dann sogar so weit, dass es dieser englisch-kannada mix sogar bereits existierende, gaengige Woerter ersetzt. Neulich meinte ein Rektor einer Schule, das warten sollen und sagte: ach das wisst ihr wahrscheinlich sowieso schonJ!
Nun ja, er sagte, wer haette das auch gedacht „wait madu“ und ich war ernsthaft entsetzt, da ich gerade nach dem kannadischen Wort dafuer gesucht hatte und direkt danach beschlossen habe nur noch so zu reden. Leider funktioniert dieses Prinzip dann doch nicht fuer alle englischen Woerter und so bleibt es dann doch bei der beschraenkten, oben aufgelisteten Auswahl.
Nun aber zu unserem letzten Trip, der uns nach Hyderabad gefuehrt hat.
Ich bin begeistert! Schon beim Aussteigen wird man vom Grossstadtfieber angesteckt und dieses wird durch das unglaublich gut funktionierenden Zusammenleben zwischen Moslems und Hindus noch verstaerkt. Diese groesstenteils muslimisch gepraegte Stadt beinhaltet so viele Moscheen und Tempel, das man an fast jedem Platz in Hyderabad noch die Rufe aus den Lautsprechern der Moscheen hoeren kann. Gleichzeitig gibt es aber auch einen der schoensten Tempel, den Caro und ich je gesehen haben! Der Birla Tempel ist ganz aus weissem Marmor gebaut und dieser hat das Sonnenlicht natuerlich so stark reflektiert, dass mir am Anfang echt die Augen weh getan haben!!
Abendstimmung in der Moschee
Die Stadt hat aber noch mehr zu bieten! Die verwinkelten Strassen, in denen das Leben in jedem Winkel zu pulsieren scheint beinhalten jede Art von Geschaeften, Obst-und Gemuesestaenden kleinen Wagen, die allen moeglichen Kram verkaufen.
Caro im Farben und Stoff Paradies
Gegen Abend versammeln sich viele Menschen am Wahrzeichen der Stadt dem Char Minar waehrend hunderte von Tauben auf dem Vorplatz der Moschee landen und man sich fuehlt wie in Venedig.
Im Char Minar
Die untergehende Sonne strahlt das Char Minar an und wenn man bis dahin noch nicht in die Stadt verliebt war, dann ist man es spaetestens beim Anblick dieses wundervollen Schauspieles. 
Auf der anderen Seite ist die Armut in fast jeder Strasse praesent und hat sowohl Caro als auch mich lange beschaeftigt. Klingt wie aus dem Reisefuehrer? Ist aber wirklich genauso! Und so waren wir noch nach 18 Stunden Rueckfahrt vollkommen ueberwaeltigt.

Mittagsschlaf
Bibliothek

Ein Fort nahe der Stadt
Meine Lieblingagentur hat auch in Hyderabad eine Niederlassung


Nur fuer meinen Papa! Ja, diese Erbsen waren richtig lecker!

auf dem Weg nach oben
Vom Char Minar
Vor der grossen Moschee
Venedig?
Im Char Minar