Yoga hier in Indien ist definitiv nicht
meine Sportart.
Dies liegt aber nach den letzteren Erfahrungen nicht
an dem Sport selber sondern an der frühen Uhrzeit zu der Yoga hier in Kundapur
praktiziert wird und zu der ich nicht aufstehe. In
seltenen Ausnahmen kann aber sogar ich mich zum Aufstehen breit
schlagen lassen, so wie an jenem Wochenende. Der auf einem Berg in der
Nähe von Udupi gelegene Tempel eignet sich mit seiner riesen Halle
ideal zum Meditieren und Yoga machen. Dort am Freitag angekommen,
waren Anna Lena, Caro und ich so erstmal sehr beeindruckt von der
Anlage, die unglaublich ruhig und spirituell wirkte. Die Inder, die
mit uns an diesem Kurs vom Verein des in Kundapura ansässigen
Yoga-Clubs teilnahmen waren alle schon in der Halle und knüpften
entweder Blumen zur Girlanden (Frauen) oder unterhielten sich
(Männer). Kurz darauf, nachdem die Frauen mit den Girlanden fertig
waren holten sie ihre Bücher heraus und begannen verschiedene Shiva
gewidmete Mantras (Lieder) zu singen, die wie ein Call-and-response
Gospel aufgebaut waren. In Indien haben Gebetslieder jedoch meist
einen anderen Rhythmus. Es wird mit zwei kleinen Becken im
Dreier-Takt aufeinander geschlagen.
Ausblick vom Berg |
Dies gibt der Musik eine ganz
andere Dynamik. Des weiteren gibt es meiner Meinung meist keine
klaren Töne, sondern ist vielmehr das Hoch- oder Runterziehen des
Tones wichtig, wobei der Anfangston nicht festgelegt ist. Von daher
hört sich indischer Gesang in unseren Ohren meist schief an, was die
Inder selbst aber nie so empfinden würden. Bei Mantras erzeugt diese
Art Gesang eine unglaublich spirituelle Atmosphäre, in der man
vollkommen versinken kann. Wir alle drei haben währenddessen
versucht zu meditieren, was uns zumindest für eine halbe Stunde auch
gelungen ist. Trotz der Eintönigkeit der Lieder wird es nicht
langweilig, da uns diese Musik immer noch fremd und nicht vertraut
ist.
Nach einigen Reden auf Kannada, die
unter anderem eine wahrscheinlich sehr interessante Erklärung der
eigentlichen Bedeutung Yogas für unseren Körper und unsere Seele
beinhaltet hätten sowie drei Runden um den Tempel laufen, fielen wir
drei totmuede ins Bett (natürlich auf den Boden!).
Glücklicherweise wurde nicht zu viel
Zeit verschwendet und das Programm ging am nächsten Tag schon um
5.30 Uhr weiter. Warum der Yoga Lehrer bereits um 4.30 wach neben uns
stand ist mir allerdings nicht klar, ich werde wohl nie ein
Morgenmensch werden. Yoga in der Früh ist auf jeden Fall etwas
wundervolles, man entspannt und trainiert zugleich alle Körperteile
und hat deshalb auch nicht das Gefühl einen Marathon gelaufen zu
sein. Und wenn man mit 30 weiteren Indern beim surya namaskara
(Sonnengruß) neben sich durch die Säulen der Halle die Sonne
aufgehen sieht dann fühlt man wie das Gefühl der Zugehörigkeit
langsam die Beine hoch kriecht und sich überall ausbreitet. Die
indische Mentalität scheint sich einem auf einmal zu erschließen...
Theoretisch. Waehre da nicht die viel,
viel, viel zu frühe Uhrzeit, wegen der ich auch während Yoga noch
halb schlafe...
Trotzdem war es eine sehr tolle
indische Erfahrung, die ich jedem ans Herz legen würde, denn sie
kann erleuchtend sein. :)
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