Montag, 12. Dezember 2011

Attention, attention!

Dies ist eine Warnung!! Lest jetzt bitte nicht weiter, wenn ihr euch gerade an einem sehr kalten Ort aufhaltet oder euch schon wieder nach dem Sommer sehnt, denn...





… hier ist es heiß!! Vor allem aber in Kerala! Am dritten Advents-Wochenende waren Clara und ich in Kasargode, einem kleinen Ort im Norden von Kerala an der Grenze zu Karnataka. Eigentlich ist dieser Ort touristisch überhaupt nicht von Bedeutung, aber ich zitiere an dieser Stelle mal aus dem Reiseführer: „kann als Ausgangspunkt für das Bekal Fort genutzt werden. Bei der pittoresk auf einem Felsvorsprung oberhalb des Meeres gelegenen Festungsanlage handelt es sich um das größte Fort Keralas.“ 
So war es dann auch.
Fort Bekal
Denn dieses Fort ist wirklich eins der schönsten Plätze, die ich in Indien erleben durfte. Das Meer war Azurblau, und da es wie der Reiseführer schon anpreist) auf einem Felsen liegt, rundherum von Sandstränden eingeschlossen. Der Wind weht an diesem Ort durch die trockenen Grashalme und wenn die Sonne untergeht, leuchtet die ganze Umgebung in einem dunklen Goldton. Kurz gesagt: Ein paradiesischer Ort, den man durchaus gesehen haben sollte. Drum herum gruppieren sich nur ein paar Fischerdörfer, die weitestgehend muslimisch geprägt und trotzdem auffallend gut an das Busnetz angeschlossen sind (Anmerkung von Caro: Da liegt ein kleiner Fehler im Satzbau vor, natürlich sind die Dörfer, obwohl sie klein sind trotzdem gut ans Busnetz angeschlossen...) . Nachdem sowohl Clara als auch ich in den letzten zwei Wochen viel gearbeitet und permanent gefordert waren, haben wir uns natürlich doppelt gefreut in einem kleinen ruhigen Dorf zu übernachten, das 300m vom Strand entfernt war. An diesem verbrachten wir natürlich unseren Samstag Abend mit allem was zu einem gelungenen Strand Aufenthalt dazu gehört: Bikini, ein Buch und Papaya! Es gibt einfach nichts schöneres als bei Sonnenuntergang eine noch warme Papaya zu essen! Wenn der andere in der Zwischenzeit aus einem Buch vorliest während die Temperatur langsam zusammen mit der Sonne sinkt, dann fühlt man sich wirklich wie im Paradies.
Paradiesisch sind zur Zeit (zumindest im nördlicheren Karnataka) die Nächte. In diesen wird es bisweilen auch mal so kalt, dass man sich mit einem einfachen Betttuch zudecken kann... wenn es gut läuft:) Ansonsten stagniert die Hitze leider ein wenig, was auch die Arbeit im Office nicht einfacher macht. Ab mittags um 14Uhr ist es meistens so warm, dass man sich am besten die beste Stelle im Raum sichert, nämlich direkt unter dem Ventilator, und unter dem dort stärksten Wind den letzten Gedanken noch einmal versucht zu durchdenken. Wenn dann ab spätestens 15Uhr gar nichts mehr geht, hilft meist nur ein Juice der nahegelegenen Bar oder sich anderweitig ablenken.
Problematisch wird dieses Modell nur, wenn man, wie zur Zeit sehr häufig, in unseren Schulen Unterricht hält. Denn dann muss man bis 16 Uhr durchhalten, bevor man wieder gehen kann. 
Grandiose Aussicht oder?
Als wir das letzte Mal viel zu früh fertig waren, sind alle Kinder inklusive uns nach draußen gegangen und haben zuerst bei Wind versucht Badminton zu spielen. Dies ist allerdings für beide Seiten nicht so spaßig, da einer bei einem kleinen Schlag den Ball gefühlte 20 Meter weit schlägt und der andere ihn dann wieder holen darf. Naja ihr kennt das ja alle sicher!
So sind wir dann nach meinem Bitten auf Cabadi umgestiegen, einem indischen Spiel das wird wunderbar ist! Schon in Deutschland auf dem Vorbereitungscamp gespielt und verstanden, hatte ich unglaublichen Spaß dabei zu sehen, wie gut die 14-jährigen Mädls schon taktieren können!
Auf der Mauer im Fort
Cabadi ist eigentlich ein recht simples Spiel. Man nehme ein Spielfeld in Form eines Rechtecks oder Quadrats und teile es mit einer klar sichtbaren Linie in zwei gleich große Teile. Die Spieler werden in zwei gleich große Gruppen aufgeteilt und stellen sich auf die zwei Felder. Nun beginnt der erste Spieler aus Team A über die Linie zu laufen (er berührt sie kurz am Boden) und versucht einen Spieler aus Team B zu berühren und danach wieder sein Feld zu erreichen ohne vom Team B in deren eigenem Feld festgehalten zu werden. Sobald er es nur schafft einen Fuß in sein eigenes Feld zu setzten, hat er gewonnen und der Spieler, der ihn zuletzt versucht hat zu fassen oder der, den er berührt hat muss raus. Um bessere Chancen zu haben, eine Person in ihrem Feld zu fangen bilden die Kinder immer Ketten, indem sie sich an den Händen halten um eine lange Masse zu bilden und schneller einen Kreis um den Angreifer zu bilden. Verloren hat die Gruppe, die als erstes keine Spieler mehr hat.
Ich habe beim ersten Mal wirklich gestaunt wie die Kinder das bei 30°C so einfach spielen können, da ich nach 10 Minuten schon vollkommen verschwitzt und außer Atmen war. Aber toll wars trotzdem, ich freue mich schon aufs nächste Mal!
Zum Schluss sollte wohl noch auf die allgemeine Weihnachtsstimmung eingegangen werden, die hier zwar nicht ausgeprägt wie in Deutschland ist, jedoch durchaus vorhanden, wenn auch anders... Meine Gastfamilie zum Beispiel erfreut sich inzwischen so richtig an meinem selbst gebastelten Adventskalendar, sodass es neulich sogar zu folgender Situation kam: Nachdem wir gegessen hatten, kam meine Gastmutter zu mir und bemerkte ganz aufgeregt, dass sie ja nur noch zwei Tage warten müsse, bis sie wieder dran sei, um ihr Päckchen aufzumachen. Verglichen mit der anfänglichen Skepsis über die seltsamen Stoffbeutel, die an der Treppe hingen hat sich jetzt schon eine wahre Päckchen-Euphorie herausgebildet, wenn dem Familienmitglied bewusst wird, dass es morgen wieder ein Säckchen öffnen darf. Ravitha kann es schon gar nicht mehr abwarten, wenn sie eins öffnen darf, sodass sie es dabei sogar schon geschafft hat, einen Stoffbeutel fast zu zerfetzten, das alte Raubtier!
Und um das Weihnachtsgefühl noch perfekt zu machen, wurden wir letzten Freitag zu einer Christmas-Veranstaltung eingeladen, auf der ein Techno-Remix von Feliz Navid und zahlreiche andere Weihnachtshits gespielt wurden, was bei uns zu einer ausgelassenen Stimmung führte, da wir auf der einen Seite diese Art von Weihnachtsmusik noch gar nicht (oder wenn dann nur aus Erzählung von Mallorca) kannten und auf der anderen Seite auf einem staubtrockenen Platz bei 25°C standen, während die Weihnachtsmänner für diese Veranstaltung mit öffentlichen Nahverkehrsbussen geliefert wurden! Das war so unglaublich komisch und abstrus zugleich, dass wir insgesamt wirklich Spaß an diesem Abend hatten!
Euch auch weiterhin eine schöne Weihnachtszeit und gebt auf eure Päckchen acht!

Kappil Beach
Am Strand mit Clara
Kerala

Beim Slackline-en auf Kanada Kudru



Im Bus








Dienstag, 29. November 2011

Advent, Advent...


ein Lichtlein brennt. Ja ich habe es tatsächlich hinbekommen und nicht im letzten Moment verschlafen. Der Adventskranz! Ich habe einen für meine Familie gebastelt und das Resultat lässt sich für indische Verhältnisse (das heißt ohne Nadelbäume) doch recht gut sehen. Gefreut hat es die Familie glaube ich schon, aber der Kranz ist natürlich auch manchmal sehr nützlich, v.a. bei Stromausfall!! Dann sitzt die ganze Familie um den Teller mit den vier Kerzen, von denen im Moment aber erst eine brennt.
Ansonsten feiern die Hindus aber kein Weihnachten, wie den meisten wahrscheinlich schon klar ist. Deshalb werde ich auch mit Caros Familie feiern und danach wegfahren um Silvester irgendwie zu zelebrieren. Bis dahin habe ich aber noch einiges zu tun. Denn im Moment halten wir drei Voluntäre eine Menge zu tun. Wir haben nämlich vor ein paar Wochen erfahren, dass wir unsere Unterrichtsstunden bis Mitte Januar komplett fertig gehalten haben müssen, da dann die Intensiv-vorbereitung auf die Examen anfängt. Das ist für uns nun aber ein fast unlösbarer Aufgabe, da wir 26 Schulen auf unserer Liste haben und in gut der Hälfte haben wir erst die erste bis dritte Stunde gehalten.
Mit Caro in einer Klasse mit laecherlich wenigen 125 Schuelern
Ich habe langsam das Gefühl, dass wir das alles nicht schaffen, da in jeder Schule fünf Stunden gehalten werden sollen. Aber wir werden es auf jeden Fall versuchen, schließlich sind wir junge motivierte Freiwillige! :)
Ach ja, wir, das sind inzwischen drei Leute: Caro, Arthur und ich. Arthur kommt aus Frankreich und bleibt für vier Monate hier.
Im Zug zurueck nach Kundapura

Für mich ist es immer noch schwer zu begreifen, dass ich schon vier ganze Monate in Indien sein soll. Es kommt mir eher so vor, als wären es ein bis zwei... Das könnte auf jeden Fall auch an dem vielen Reisen liegen, dass wir kontinuierlich fortführen. Inzwischen sind wir schon in so vielen Plätzen Karnatakas gewesen, dass wir uns richtig gefreut haben mal wieder raus aus unserem Staat zu kommen und nach Goa zu fahren. Hauptsächlich fuhren wir wegen der Verabschiedung einer Freiwilligen nach Goa, aber Caro, ich uns ein paar andere stoppten in der ersten Nacht in Margao um einen Freund, den Umweltaktivisten aus Goa, zu besuchen. Dieser zeigte uns am nächsten Tag seine Müll-sortier-anlage. Auf dieser hatte er neben der normalen Trennstation auch verschiedene Container aufgebaut, die fast genauso aussahen wie in Europa! Diese sollten nämlich allen Müll in Papier, Plastik, Biomüll usw. trennen.

Außerdem erzählte uns Clinton, dass er alte Tetra Packs sammelt, die er an eine Recycling Firma in Mumbay schickt, da diese daraus Dächer herstellt.
In Clintons Muellsortieranlage
Allerdings hat die Firma ein großes Problem: sie hat zu wenig Tetra Packs für die Flut an Anfragen! So was gibt es hier, ich bin wirklich erstaunt. Wir haben draufhin natürlich sofort den Entschluss gefasst auch in Kundapur vermehrt auf die Kollektivierung von den Packs zu achten.

In Baga mit Maria

Eifersuechtig?

Nachdem wir den Nachmittag dann am Strand in Baga, einem Touristenort von unglaublich erschreckenden Ausmaßen verbracht hatten, verabschiedeten wir die mexikanische Freiwillige, da sie in der nächsten Woche wieder zurück fliegen sollte.
Um dem Wochenende noch die richtige Note Abenteuer und Adrenalin beizumischen, hatte sich Clinton am Sonntag noch etwas ganz besonderes ausgedacht. Er hatte uns gefragt, ob wir mit ihm eine Schlange in die Wildnis entlassen wollen. Das fanden wir natürlich zuerst einmal super, allerdings hatte er uns nicht gesagt, dass die Schlange eine Russels Viper, also eine der vier gefährlichsten Schlangen in Indien ist und in seinem Auto in einem Sack mit einem Loch lag. Naja trotzdem ist auf dem Weg dorthin nix passiert und auch beim Herauskippen der Schlange aus dem Sack wurde niemand verletzt. Als ich im Nachinein die Information bekommen habe, dass diese Schlange die zweit gefährlichste auf der ganzen Welt ist, könnt ihr euch wahrscheinlich vorstellen wer kreischend durchs ganze Office gestürmt ist und sicherlich 2 Minuten gebraucht hat um sich wieder zu beruhigen. Ich habe einfach einen so unglaublichen Respekt vor Schlagen.
Auch sonst verabschieden sich gerade sehr viele Freiwillige aus Kundapur: Caros Wohnpartnerin Vicky, und auch Giulia, die einen Monat mit mir zusammen gewohnt hat.
Wir basteln währenddessen Weihnachtsschmuck im Office und wundern uns, dass es immer noch jeden Tag 30°C hat. Nach Deutschland will ich aber doch nicht zurück, da ich dort wahrscheinlich nur über die unglaubliche Kälte und das schlechte Wetter schimpfen würde. Dann schon lieber sogar in der Nacht schwitzen. Wir sind hier in Kundapur mit unseren Temperaturen aber auch eine Ausnahme, da es im Landesinneren, wo die ausgleichende Wirkung des Meeres keinen Einfluss mehr hat v.a. Am Abend und in der Nacht empfindlich kalt werden kann. Das habe ich auch leider bei unserem dreitägigen Evaluations Treffen in Kollur Ende November mitten im Dschungel auf einem Berg feststellen müssen. Gelohnt hat es sich aber auf jeden Fall, da es endlich mal die Gelegenheit gab sich mit allen anderen AFS-Freiwilligen und anderen Eco-Projekt-Teilnehmern auszutauschen. Zusammen mit dem Spiel „Werwolf“ am Abend und dem sensationell guten Essen, war es ein wunderschönes Camp. Sehen wir mal davon ab, dass Caro ihrer Lieblingsbeschäftigung in einem unglaublich hohen Maß nachgegangen ist: Leiden! Diesmal aber ernstgemeint. Denn bereits am ersten Morgen schlug sie mit dem Fuß so stark auf dem Boden auf, dass sie selbst eine Woche nach dem Camp noch nicht wieder normal laufen kann. So hatten wir uns entschieden am Freitag nach dem Ende des Camps ins Krankenhaus und an dieser Stelle möchte ich alle Klischees über indische staatliche Krankenhäuser am Beispiel Kundapurs bestätigen!

  1. Man verbringt mindestens zwei Stunden dort, egal was man hat
  2. Die Ärzte machen keine zwei Röntgenaufnahmenauf einmal, da dies ja billiger für den Patienten wäre
  3. Es werden IMMER Antibiotika verschrieben, auch wenn es sich um eine Prellung handelt
  4. Die eigentliche Behandlung dauert höchstens 5 Minuten insgesamt
  5. Am Ende ist man so klug wie zu Anfang, aber man wünscht sich man wäre lieber nicht ins Krankenhaus gegangen,.

Es wird hier auf jeden Fall nicht langweilig und das wird es wahrscheinlich auch in Zukunft nicht, solange wir uns immer noch so über den weit verbreiteten Trend des „Schnauzers“ amüsieren können. Diesen trägt nämlich fast jeden Inder, auch wenn er in unserem europäischen Denken nicht gerade als Symbol der Attraktivität eines Menschen gilt.
In diesem Sinne eine fröhliche Adventszeit!
Indien ist unglaublich... (by Andrea)
Auf den Strassen Bellurs (by Andrea)

Sonnenuntergang im Tempel (by Andrea)




Caro und ich im Tempel in Halebid
Vicky, Lisa, Lisa

Geniesse den Augenblick
Tempel in Halebid (by Andrea)


Beim Wandern:)














In Hampi 2 Meter unterhalb einer Klippe

Donnerstag, 10. November 2011

Tent's school und Manjus Zuhause

Herzlich Willkommen auf meinem Blog, denn es gibt mal wieder was zu erzählen! Die Tent’s School zum Beispiel. Angefangen am 10.10. beschränkte sich unsere kurzer Exkursion in ein anderes Projekt auf nur Wochen. Die jeweils zwei Schulen pro Tag sind für Kinder von Nomaden und einfachen Arbeitern gedacht, da diese meist nicht zur Schule geschickt werden und von FSL somit die Chance bekommen sich ein wenig Wissen anzueignen. Darin liegt auch schon das erste Problem, da die Kinder diese „Schule“ nicht als ihre Verpflichtung ansehen und somit manchmal gar nicht kommen und ein somit ein Unterrichten unmöglich macht, bei dem der Stoff aufeinander aufbaut. Ein weiteres Problem stellt das regelmäßige Weiterziehen de Nomaden dar, weswegen langfristig gesehen die meisten Kinder vermutlich zu wenig Bildung bekommen um ein anderes Leben als ihre Eltern zu führen. Für jede der insgesamt 4 Schulen sind im Schnitt zwei Volunteers abgestellt.
Für das diesjährige Wintercamp, das wie eine Art Feriencamp für die Kinder dient wurden zu den bereits 3 arbeitenden Volunteers zusätzlich noch Caro, Larissa und ich eingezogen um kreativ und tatkräftig die anderen zu unterstützen. Für mich ging es nach zwei Tagen mit jeweils vormittags einer und nachmittags einer Schule nur noch Nachmittags in die Brahmavara Schule, da am Morgen schon genug (3) Volunteers die Kinder betreuten. Der Begriff „Schule“ darf übrigens nicht überbewertet werden: Das „Gebäude“, in dem Unterricht gehalten wird besteht entweder aus einem Zelt, einem Platz unter einem großen Wassertank oder unter dem Vordach eines Hauses. In den zwei Wochen sollte ein Wettbewerb unter den Kindern ausgetragen werden, indem sie sich durch Spiele untereinander messen sollten. Jeden Tag war ein neues Spiel an der Reihe, wie zum Beispiel Früchtetesten, Drei-Bein-Lauf (2 Kinder, von denen jeweils ein Bein zusammengeschnürt werden, sodass sie versuchen müssen mit „drei“ Beinen zu laufen) oder Tauziehen.
Insgesamt hat es den Kindern echt Spaß gemacht und mir letztendlich auch. Ich war zuerst ziemlich durch den Lebensstandart der Kinder und deren Eltern schockiert, der so gänzlich anders und arm ist, wie sich ein Europäer ein Leben vorstellt: Die Zelte sind meist mit einer Plane oder nur Stoff abgedeckt. Manchmal sind sie direkt an der Straße gebaut, sodass ständig Lärm herrscht und Staub aufgewirbelt wird. Die Kinder haben meist keine Schuhe wenige und dreckige Anziehsachen und sind trotzdem die ganze Zeit am Lachen! Das beeindruckt schon sehr, selbst wenn man es davor schon von tausend anderen Berichten gehört hat. Ich habe bei einigen Kindern sogar Verhaltensweisen und Mimiken entdeckt wie sie auch mein Bruder Luis (ich hoffe du liest das!!)im Spiel macht und deshalb viel es mir nach anfänglichem Misstrauen wirklich nicht schwer sie ins Herz zu schließen. Wen ich allerdings nicht ins Herz schließen konnte, waren die Läuse, die sich entweder bei der Tent’s School, oder an einem anderen indischen Ort eingeschlichen hatten. Diese bemerkte ich aber vorerst gar, sondern erst als wir nach den zwei Wochen Wintercamp von unserem FSL Koordinator Manju zu sich nach Hause eingeladen wurden. In Deutschland würde niemand so direkt sein, und seinen Gast am zweiten Tag nach seiner Ankunft erstmal fragen, ob er denn Läuse habe da er sich ja doch des öfteren am Kopf kratzt, aber in Indien ist das kein Problem. Und so saßen Caro und ich dann jeden Morgen nach dem Duschen auf der steinernen Bank am Ausgang zum Hinterhof und wurden gründlichst auf Läuse untersucht. Der Ort, in den uns Manju mitnahm war ungefähr 2 Busstunden von Mysore entfernt und ein Dorf, was sich genau mit den Vorstellungen deckte, die ich im Vorhinein von Kundapur hatte. Einen nennenswerten Laden, der von Süßigkeiten bis Seile zum Einspannen von Kühen alles hatte, viele Felder die mit unterschiedlichen Pflanzen bestellt waren und einer sehr ländlich bis ärmlichen Lebensweise. Wir schliefen bei einer Verwandten von Manju, da er bei sich im Haus nicht genügend Platz hatte und gingen nur zum Essen meist zu ihm hinüber. Ach ja das Essen... es scheint mir durchaus wichtig zu erwähnen, dass ich mich nach dieser Woche fühle als hätte ich mindestens 10 Kilo zugenommen. Wir wurden jeden Morgen, Mittag und Abend bis fast über die Schmerzgrenze mit den tollsten Sachen vollgestopft, und wenn man gerade noch den Mund voll hatte wurde einem schon ein Nachschlag angeboten, der nur unter lauten  Tönen des Wider willens (denn Reden konnte man ja in dem Moment nicht), sowie der Zuhilfenahme von Händen, die über den Teller gehalten wurden, abgelehnt werden konnte. Das hatten wir allerdings erst gegen Ende der insgesamt 6 Tage herausgefunden, so dass wir uns fühlten wie eine rollende Reiskugel.
Während unseres Aufenthaltes wurde am Mittwoch das Divali Festival gefeiert. Normalerweise werden dazu überall Kerzen und Lichter aufgehangen und an dem Tag laute Knaller und Wunderkerzen angezündet. Für uns lief der Tag vorerst anders ab. Uns wurde nämlich am Morgen, nachdem uns unsere Gastgeberin Indrani in unseren Sari eingepackt hatte, mitgeteilt, dass wir in 5 verschiedene Familien eingeladen wurden, zu denen wir im Laufe des Tages gehen sollten. Das Problem war, dass wir es tatsächlich taten und schon nach der zweiten Familie an der Menge der uns angebotenen  Süßigkeiten kollabierten, weswegen wir am Abend dann fast das Essen verweigern mussten. Die Familien an sich waren jedoch alle sehr freundlich und an unserer Kultur interessiert. Wir wurden viel nach den Unterschieden von Indien und Deutschland gefragt, und ob wir denn das Essen mögen und ob wir schon Mittagessen gehabt hätten. Das generelle Problem in dieser Kommunikation bestand darin, dass wir an diesem Tag, sowie jeden Abend und Morgen ohne Manju unterwegs waren. Dieser fungierte nämlich als Übersetzer für uns, da fast das gesamte Dorf kein Englisch, sondern nur einen Mix aus Kannada und Tamil sprach. Somit musste wir Caros wenige und meine mehr als dürftigen Kannada auspacken und anwenden. Das war sehr schwierig aber komischerweise versteht man schon nach dem ersten Tag mehr, uns nach dem sechsten habe ich sogar schon einzelne einfach Sätze verstanden! Tätä! Desweiteren hatten wir auch eine kalte Dusche jeden Morgen, was uns an sich nicht stoerte, jedoch mussten wir uns dieses mit einer Ziege teilen! Nachdem wir am ersten Abend beobachtet hatten, wie der Mann unserer Gastgeberin seine Ziege ins Bad gezogen hatte, da sie dort in der Dusche uebernachten konnet, waren wir einigermassen ueberrascht und befuerchteten am naechsten Morgen diese dort anzutreffen, was uns allerdings zum Glueck erspart blieb, da sie inzwischen wieder rausgelassen wurde. Jedoch schauten wir jeden Abend erstmal zu zweit ins Bad, damit wir im Falle eines Antreffens der Ziege bessere Chancen haetten sie zu baendigen. Willkommen in Indien...
Tuerkauf im tibetischen Tempel
Tempel eines Tagesausfluges
Manju, der sich als großer Organisator herausstellte, hatte zwei Touren mit uns geplant, die wir am Dienstag und am Donnerstag machten. Er hatte einen Jeep gemietet, mit dem wir den ganzen Tag durch verschiedene Teile seiner Umgebung gefahren sind und uns Sachen angeschaut haben. Angefangen mit einem Staudamm, dann durch ein Wildlife Sanctuary, bis hin an die Grenze zu Kerala an einen malerisch gelegenen Wasserfall. Auf dem Rückweg wieder durch den Wildpark zurück und zum Highlight des Tages: Einen tibetischen Mönchsort mitten in Indien! Ich weiß nicht, ob es noch mehr als zwei gibt, aber Manju zeigte uns am Dienstag zuerst einen Ort, der  ungefähr eine halbe Stunde von seinem Heimatdorf entfernt ist. Dort ist nach der Annektierung Tibets zu China durch Flüchtlinge ein kleiner fast rein tibetischer Ort entstanden, in dessen Mitte ein großer Tempel steht, der erst 2006 fertig gestellt wurde. Die Mönchshäuser gruppieren sich um den Tempel uns stehen vereinzelt noch bis fast einen Kilometer entfernt.
Buddha Statue in Bylakuppe
Ich war sofort fasziniert von diesem Dörfchen, in
dem natürlich auch alle gläubige Tibeter mit der typischen rot gelben Kleidung herumlaufen und war spätestens von der Ruhe und Geborgenheit des Temples gefangen, als ich die Gebete und die dazugehörige selbst gespielte Musik hörte. Denn die Tibeter hatte sowohl die typisch langen Blasrohre (die mich übrigens ein bisschen an Alphörner in den Bergen erinnert haben) als auch Pauken und dazu die vielen Gebete, das war echt wundervoll. Nachdem wir an diesem Tag sowieso schon so viel gesehen hatten,
Auf dem Damm!
habe die Atmosphäre dort am frühen Abend umso mehr genießen können, da bei Sonnenuntergang der ganze Tempel an der Sonne angeleuchtet wird und so mit den wenigen umherstreifenden Tibeter einen Eindruck von einem kleinen abgelegenen Dorf in den Bergen des Himalaya abgibt. Es war wirklich unglaublich wie man selber so ruhig und zugleich ausgeglichen wird, obwohl dort nur eine Stunde verbracht hat...
Kuscheln in Hunsur
Einen zweiten tibetischen Tempel schauten wir uns dann zwei Tage später an, wobei dieser im Gegensatz zum anderen mit Touristen nur so überflutet schien. Kein Wunder, denn da der Ort Bylakuppe sogar im Lonely Planet steht, ist er ein beliebtes Ziel für Touristen. Etwa 60Kilometer von Mysore entfernt,  hatte dieser Platz einen der schönsten Tempel, die ich je gesehen hatte. Mit drei Buddha Statuen, die ganz gold waren und schätzungsweise 10-15m hoch, gaben sie ein beeindruckendes Bild ab.
Auch der Rest des zweiten Tages war gut geplant mit einem Ausflug zu einem Park mit Hirschen, die die Inder mit Gurken fütterten, und theoretisch Elefanten, die wir allerdings nicht zu Gesicht bekamen. Interessant an indischen Fahrten ist immer wieder die Musik in den Bussen und Jeeps. Caro und ich sind inzwischen der festen Überzeugung, dass es unter den Busfahrern verschiedene CDs mit den Busfahrer-Hits 1-65 gibt, von denen wir zwei auch schon unterschiedliche Favoriten haben. Es gibt nämlich ein paar Lieder, die von den Busfahrern, mit besonderem Vorzug gespielt werden. Diese tragen natürlich immer besonderes zu Caros und meiner Heiterkeit bei ;)



Suche den Elefanten im Bild


Manju der wilde Tiger
Nur fuer Caro:)
Mit Indrani und Sari

Kurz vorm Platzen

Am Freitag gings dann  dick und rund in fünf Stunden weiter nach Bangalore, voll mit Eindrücken einer idyllischen, ruhigen Welt auf dem Land inmitten von Indien.
Crash!!!
Kulturschock!
Lärm, Staub, Menschenmassen, Verkehr, Lichter, Hochhäuser, Werbebanner, Busbahnhof mit 300 Busnummern, hohe Preise, Metallica Konzert am Sonntag. Bangalore!
Für mich mal wieder ein mehr als nötiges Eintauchen in die europäische Welt mit all ihren westlich gesinnten Menschen, Coffee Shops und Malls. Allerdings haben mich auch grade die einzelnen Bezirke Bangalores fasziniert, da sie sehr grün und mit kleinen sich verzweigenden Straßen ausgestattet waren. Zusammen mit den wenigen Cafés und Bars erinnerten sie mich fast ein bisschen an Rom oder Barcelona! Wir machten zum ersten Mal Couchsurfing, das heißt schliefen in der Wohnung einer Portugiesin und ihrem indischen Freund, nachdem wir uns davor übers Internet bekannt gemacht hatten. Am zweiten Abend unseres Aufenthaltes, kochten wir sogar eine Tofu Pfanne für sie, was wirklich toll geschmeckt hat!
Metro in Bangalore
In Bangalore selbst, waren wir in dem riesigen Park mitten in der Stadt, sowie in der riesigen überfüllten Mahatma Gandhi Einkaufsstraße (M.G. Road), vor der wir am Nachmittag allerdings zu einem Eisladen geflüchtet sind, den uns Clara empfohlen hatte.
Und nachdem ich Caro am Sonntag bei den anderen drei Jungs abgeliefert hatte, die auch alle zu dem Open-Air Konzert von Metallica wollten, machte ich mich nach einem wunderschönen Nachmittag allein in Bangalore am Abend wieder auf den Rückweg nach Kundapura. Insgesamt eine unglaublich tolle Woche, die an zwei nicht unterschiedlicheren Orten nicht hätte sein können und mir viel über indische Kultur gezeigt hat.

Donnerstag, 29. September 2011

Act now!

Ein ohrenbetäubender Schrei ging durchs Office. Für einen Moment passierte nichts, doch im nächsten Moment rannte eine Gestalt quer durch den Raum und zur anderen Tür hinaus. Und dann wars auch schon wieder vorbei.
So, wer jetzt denkt, dass hier schlimme Dinge passieren, der irrt sich gewaltig. Denn was ich während dieser Zeit machte ist so unwichtig, dass es eigentlich gar nicht erwähnt werden müsste: Ich stand in der Mitte des Raums und lachte. Caro aus. Denn der Grund ihres Schreis war nicht etwa ein Tiger eine Schlange oder Morten, der sie erschreckt hatte, sondern eine bereits entdeckte Kackerlake, die nur die Dreistigkeit besessen hatte, sich zu bewegen. Der ganz normale, alltägliche Wahnsinn im Office, der inzwischen gar nicht weiter beachtet wird.
Um das Thema Ungeziefer noch ein wenig zu vertiefen, möchte ich darauf hinweisen, dass auch in meinem Raum durchaus das ein oder andere Getier kreucht und fleucht. Angefangen hat es mit einem harmlosen Gekko, gefolgt von einer riesigen (mindestens so groß wie meine Hand) Spinne, vor der ich auch echt Angst hatte. Kakerlaken gibt es auch, allerdings sehe ich die nur sporadisch und wenn, dann trauen die sich auch nicht in mein Zimmer... zumindest meistens:)
Ansonsten ist Kundapur jedoch recht harmlos und ich spüre mehr und mehr die Vorzüge, dieses Städtchens. Es ist nicht nur Dreh und Angelpunkt vieler Aktionen, sondern auch Anfang und Ende der neusten Geschichten, und Informationen. Ein weiterer Vorteil ist die breite Masse an Volunteers, die man hier antrifft, denn inzwischen sind wir schon 20 in der City und im Umkreis! Man trifft viele Leute, weswegen es nie langweilig wird. Damit einem trotzdem nicht die Decke auf den Kopf fällt, unternehmen zumindest Caro und ich jedes Wochenende irgendwas. Die letzten zwei Monate waren wir immer mit Katja unterwegs, jedoch ist sie am 27.9. nach Mumbai abgefahren, da ihr Projekt offiziell beendet ist. Unsere Reisen führten uns in der letzten Zeit unter anderem nach Kannur (Kerala), Gokarna, Bijapur und auf die Insel Kannada Kudru.
Wir drei Mädls auf einem Turm der Stadtmauer von Bijapur
Straßenstand in Bijapur
vor dem Ibrahim Rauza in Bijapur
In Kannur am Strand
 Vorerst möchte ich aber zuerst einen kleinen kulturellen Exkurs mit euch unternehmen. Es geht, wer hätte es gedacht, in die Welt des Hinduismus. Das Ganesha Festival, das am 1.9. begann und eine Woche dauerte, wurde in meiner Familie natürlich gefeiert:
Ganesha Woche!! Und ganz Indien feiert. Theoretisch. Denn dadurch, das erst am 4.9. der Regen weitesgehend aufgehört hatte, hatten wir am eigentlichen Ganesha Tag (1.9.) und dem Familien Feier Tag danach noch sehr viel Regen. Tatsächlich regnete es am ersten September so viel, wie ich noch nie gesehen hatte. Den ganzen Tag durch und sogar in der Nacht noch weiter. Auch am Tag danach noch, sodass die Feier, die normalerweise bis spät in die Nacht dauert, um 1 Uhr in der Nacht zu Ende war. Die Feier an sich findet allerdings im Haus statt.
Zuerst einmal zum Gott selber: Ganesha ist der Sohn von Shiva, einer der drei Hauptgötter, und Parvati. Er hat vier Arme und einen Elefantenkopf und steht für ein Leben in Gesundheit und Glück. Deswegen wird er von den meisten Indern sehr verehrt und hat sogar einen eigenen Feiertag! Es gibt jedes Jahr eine eigene Woche zu Ehren von ihm bei der kleine und/oder große Abbilder ihrer selbst in die Häuser und Tempel getragen werden, bevor sie dann in einer großen Zeremonie ins Wasser gebracht und dort versenkt werden. Dies kann im nahegelegenen Brunnen oder im Meer sein. Meine Familie hatte ihre Ganesha in dem Haus ihrer Verwandten untergebracht, denn vier Familien teilten sich zwei Ganesha. Die ganze Feier ging erst relativ spät los, weswegen wir erst gegen zehn bei den Familien eintrulten. Dort wurde ich erstmal allen Familienmitgliedern vorgestellt, und mir wurden tausende Namen genannt von denen in noch genau einen weiß, und das ist der Name eines kleinen Mädchens „Punam“ und zwar auch nur, da sie Schuhe von Puma trug. :)
Danach wurde zu erst einmal der Gott an sich im Haus geheiligt und zwar von einem speziellen Mann, der wohl einem Priester im Christentum nahe kommt. Das war für mich sehr spannend, da ich zwar den Laut der Worte nicht verstehen konnte, allerdings die spirituelle Stimmung durchaus spüren konnte. Am Ende seiner Puja warfen wir alle Reis als Zeichen unsere Achtung auf die Statue. Das ist fast wie auf deutschen Hochzeiten, nur mit dem Unterschied, dass Ganesha keine Fruchtbarkeit mehr braucht.
Danach wurden Nüsse und Datteln vereilt, die in Indien relativ teuer sind und nur an speziellen Tagen verteilt werden. Das ganze Ritual wurde durchgehend musikalisch von einem Gong, auf den teilweise eingedroschen wurde, und zwei Klangschalen, die aufeinander geschlagen wurden, begleitet. Gleichzeitig wurden viele Duftkerzen und Rauchstäbe aufgestellt, was gerade für mich sehr grenzwertig war, da es die Atmung sehr schwer machte. Eine Frau mit Kind musste während der Zeremonie sogar den Raum verlassen, trotz zwei offener Türen. Der Effekt dieser Benebelung konnte man zumindest im Kopf sofort spüren: der Rauch setzte den beleuchteten Gott sehr gut in Szene, so dass man wirklich Ehrfurcht vor ihm hatte. Zusammen mit der hypnotischen Musik und der, nur mit Kerzen erhellten, Dunkelheit im Raum war das für mich im Nachheinein fast ein kleiner Abstecher ins Jenseits. Nachdem die Musik nocheinmal lauter und eindringlicher wurde, wurde der Gott von 4 Männern hinausgetragen. Dort wurde ihm sämtlicher wertvoller Schmuck abgenommen, bevor er zum nächsten Brunnen getragen. Die inzwischen ausgelassen heitere Stimmung (ich nehme an, die Duftstäbchen benebeln nicht zur den Raum) wurden durch wilde Gesänge und huldigende Ausrufe unterstützt. Schließlich wurde in einem letzten Akt die Figur in dem Brunnen versengt, wobei die zahlreichen, fast schon heiseren Stimmen, abwechselnde Rufe beisteuerten, die sich zu einem Brei aus Musik und Geschrei vermischten und in dem Moment aufhörten, in dem der Gott auf dem Grund aufkam.
Und dann war der Spuk vorbei. Es folgte ein sehr leckeres Essen auf Bananenblättern, doch wegen des andauernden Regens verließen wir „schon“ um halb 1 die Verwandten. Es bleibt eine Erinnerung, die ich als sehr aufregend empfand, jedoch wohl nie ganz verstehen werde.
Letzter Tag von Katja
In meinem Projekt müssen Caro und ich uns im Moment neu sortieren, weil unsere Nummer drei im Projekt, ja jetzt weg ist und der wohl ideenreichste Teil mit ihr. Die zwei Monate waren so unglaublich toll, so dass es uns sehr schwer fiel sie gehen zu lassen.
Unsere gemeinsame Arbeit hatte zwei wirkliche Höhepunkte: den Awarnessday an der Holy Rosary School und dem Climate Action Day am 24.9..
und dann in der Juice Bar mit FSL staff und Volunteers und Navin
Nach 2 wöchiger Vorbereitung an der Schule, war schließlich unsere Aufführung des Musikals für ein striktes Plastik-Taschen-Verbot in Kundapura. Die genaue Story könnt ihr euch bei Bedarf auf dem FSL Blog anschauen, den Link schreib ich sobald er gepostet ist.
Wir hatten drei unterschiedliche Gruppen geplant: eine Schauspiel-, Sing- und Bühnenbildgruppe. Diese wurden jeweils von Kaja, mir und Caro geleitet.
Typisch indisch war nur mal wieder die Vorbereitung des Stückes. Denn wie vieles im Leben bringt auch die Organisation eines Musikals immer verschiedene Probleme mit sich.
  1. Wir sind in Indien und haben somit mit indische Kontaktpersonen, Lehrern, Kindern und Eltern zu tun.
  2. Weswegen 1. ein Problem darstellt, ist zurückzuführen auf die Kombination mit unsere unorganisierten Vorgehensweise: Wir dachten nämlich Anfang September, dass wir das Stück Ende September aufführen könnten, allerdings hatten wir die Rechnung ohne die Klausuren und die dafür benötigte Vorbereitungszeit von einer Woche gemacht, so dass das allerletzt mögliche Datum auf den 16.9. fiel. Am Rande bemerkt sei hier, dass uns das am 30.8. auffiel.

Infobox: Achtung, achtung: Wer in Indien in kurzer Zeit etwas auf die Beine stellen möchte sollte folgende Kriterien erfüllen: Organisationstalent, gute Kontakte/Bezeihungen, und ein tägliches Schlafpensum von maximal 5 Stunden. Außerdem ist eine Menge Geduld und Lärmunempfindlichkeit ratsam, sofern die Person nicht ein sehr lautes Organ zum Schreien oder andere Mittel besitzt um sich Gehör zu verschaffen

  1. Die Größe der Gruppe: Das Stück ist für 40 Personen gemacht. Eventuell für 50. Wir hatten circa 80 Kinder. Die daraus resultierende Problematik liegt wohl klar auf der Hand.
  2. Der Strom. Beziehungsweise der bei der Generalprobe nicht Vorhandene.

Vor dem Awarness Day war Caro schlecht gelaunt und konnte nicht lachen
Wenn man davon absieht, dass Katja für jeden Schauspieler Spickzettel schreiben musste, der Chor bei der Aufführung weder auf mich noch auf unseren Gitarrenspieler geachtet hatte und dadurch nahezu jeden Einsatz vermasselt und komplett schief gesungen hat und Caros Gruppe nicht wusste, wann sie wann und was ab- und aufzubauen hatte, war es ein bomben Erfolg. Die Kinder waren auf jeden Fall sehr glücklich (ich erlaube mir hier mal hinzuzufügen „ ... sehr glücklich, dass es vorbei war“). Wir waren es auf jeden Fall.

Der Climate Action Day:
Juhu!!! Mein Lieblingsthema!! Ich denke ich habe es schon fast jeder Person erzählt, falls es aber wider Erwartens eine Person geben sollte, die noch nichts von diesem ereignisreichen Tag wissen sollte, dann sollte sie jetzt besonders aufmerksam lesen. Denn folgendes beschreibt den wahrscheinlich schönsten Tag meines bisherigen Aufenthaltes.
Angefangen hat alles mit Katjas Aussage „He, ich hab da eine Organisation gefunden, die sich mit umweltpolitischen Themen befasst, vielleicht haben die ja Materialien oder Ideen, die und inspirieren können“.
Diese Organisation mit dem Namen „350“ HATTE Ideen. Um genau zu sein nur eine, aber die haben wir umgesetzt, so dass wir am Ende in New York auf dem Times Square an einer riesigen Leinwand zu sehen waren.
Neugierig geworden?
Es handelte sich um den internationalen Climate Action Day, der jedes Jahr im Herbst gefeiert wird. Dieses Jahr viel das Datum auf den 24.9..
Einen Artikel über diesen Tag habe ich bereits mit Caro verfasst, in dem auch die Hintergründe der Organisation genauer erklärt werden, deshalb erlaube ich mir jetzt einfach mal das hier frech reinzukopieren:

Climate Action day 2011
We have been part of an international movement – no, we ARE part of it.

The FSL volunteers of the projects Eco Club and Environmental Education have organized an event
on the International Climate Action day 2011, which is initialized by the organisation 350.
On the Climate Action day people all over the World move together against climate change with the motto “moving beyond fossil fuels”. The most important symbol of the movement is the number 350.


350 means climate safety. To preserve our planet, scientists tell us we must reduce the amount of CO2 in the atmosphere from its current level of 392 parts per million to below 350 ppm.” (350.org)
Otherwise the temperature will rise more than 2 degrees which has unforeseen and devastating consequences for the life on the earth. But the human being still have the chance to act against it.
How is it possible to decrease the amount of CO2?
Theoretically the people have to reduce the production of greenhouse gases which are cast by industry, through transport etc.
What can everybody do in practice? There are many easy possibilities in daily life like refusing plastic, using less motor vehicles and using more bicycle and public transport.
The yearly held International Climate Action Day is a symbolic action which should show that on the whole world people demonstrating together for reaching the same aim: Reducing the negative consequences of the climate change and making more people aware of their possibilities to act.
Many bicycle tours or food marches were held in different places such as Hamburg, Rio De Janeiro, New Delhi, the Fiji Isles, Cape Town!
The preparation of the event in Kundapura needed about 4 weeks, nerves and a lot of visits in school, the printer and shops till the big day finally started. This included sometimes working sessions until 8 PM in the office
During the demonstration the attention of the population was risen by singing songs, screaming slogans, showing posters and making street action.
Through the preparation and the event the organising volunteers had a lot of help of Navin Rebello from Kannadakudru.
In addition to a lot of fun and acting for an important goal the event opened also a lot of new connections and possibilities for the Eco projects!
The photo showed all participants of the event in Kundapur by throwing flowers and colours and is also shown on the website of 350.org. Moreover, the pictures from all actions of the world were posted on the New York Time Square.

The organisers thank every participant for joining and the great support!
The feeling of having done something important for stopping global warming could be seen in everyone's face. For seeing more pictures from other cities just look at 350.org. If you got interested in these kinds of events, participate next year in an event or organise your own when the motto is again: “Act against climate change!”

Written by Caroline Pilling and Lisa Meyer


An alle, die Informationen zur Oragnisation nochmal auf Deutsch nachlesen wollen, hier der Link zur Organisation:
Die Aktion nannte sich „Moving Planet – Move beyond fossil fuels“ dient dazu die globale Aufmerksamkeit auf die Umweltproblematiken dieser Erde zu lenken. Dafür werden in nahezu allen Länder Projekte von Interessierten organisiert, die sich in Demonstrationen gegen dem übermäßigen Nutzen von fossile Brennstoffe äußern und Alternativen aufzeigen. So wurden zum Beispiel Fahrradtouren gemacht, oder, wie in Hamburg ein Konzert nur mit der Energie von strampelnden Fahrradfahrern, die den Strom dafür erzeugten, organisiert. Und so dachten wir uns, dass wir sowas doch auch in Kundapur machen könnten. Gestärkt durch die neueste Regel, dass das Herausgeben von Plastiktaschen in Shops künftig mit einer Geldstrafe geahndet wird, machten wir eine Demonstration gegen Plastik zu Fuß und auf Rädern durch die Stadt.
Aktionen auf der Straße: Hebt die Plastikflaschen auf!
Beginnend am Food Mark Hotel kamen wir nach einem langen Marsch in der Mittagshitze schließlich am Gandhi Square an. Auf dem Weg wurde die Stimmung durch verschiedene Lieder (z.B. „Magic Number“ von Jack Johnson) und laute Ausrufe zum Handeln gegen den übermäßigen Nutzen von Plastik hochgehalten. Ankommen, an unserem Endpunkt hielten wir eine Rede, die wir drei uns (wer hätte es auch anders erwartet) natürlich höchstens einmal kurz angeschaut hatten. Wir erklärten darin wie wichtig es ist Umweltproblematiken nicht zu missachten und zu handeln bevor es zu spät ist.
Gekrönt wurde unsere Aktion mit einem Foto von uns allen mit der Nummer 350 im Hintergrund.
Endgültiges Foto des C.A.D.
Ja, und wer will kann sich auf der Webside von 350 noch das Video anschauen, in der auch unser Foto erscheint. Insgesamt war ich sehr stolz auf unsere Aktion. Denn es kamen sowohl 20 Leute aus FSL(zusammen mit den Freiwilligen) als auch 20 College Studenten und ein paar andere Leute, so dass wir am Ende auf circa 50 Leute kamen. Das war schon viel mehr als wir erwartet hatten! Um so mehr haben wir uns über einen Kerl aus Goa gefreut, der 225km nur für unser Event nach Kundapur gefahren ist! Danke, Clinton, an dieser Stelle!!
350 hatte selber noch ein große Aktion in N.Y. geplant und eine Leinwand aufgestellt, auf der sie am Ende des Tages alle Fotos aus der ganzen Welt posten wollte. Und so war ich dann auch mal in New York!

Für mich ist mit diesem Tag ein Traum in Erfüllung gegangen, den ich so schnell nicht vergessen werde. Wer sich nächstes Jahr mir anschließen will zum C.A.D. zu gehen, der sei herzlich willkommen. Denn wenn nicht jetzt, wann dann? ACT NOW!