Herzlich Willkommen auf meinem Blog, denn es gibt mal wieder was zu erzählen! Die Tent’s School zum Beispiel. Angefangen am 10.10. beschränkte sich unsere kurzer Exkursion in ein anderes Projekt auf nur Wochen. Die jeweils zwei Schulen pro Tag sind für Kinder von Nomaden und einfachen Arbeitern gedacht, da diese meist nicht zur Schule geschickt werden und von FSL somit die Chance bekommen sich ein wenig Wissen anzueignen. Darin liegt auch schon das erste Problem, da die Kinder diese „Schule“ nicht als ihre Verpflichtung ansehen und somit manchmal gar nicht kommen und ein somit ein Unterrichten unmöglich macht, bei dem der Stoff aufeinander aufbaut. Ein weiteres Problem stellt das regelmäßige Weiterziehen de Nomaden dar, weswegen langfristig gesehen die meisten Kinder vermutlich zu wenig Bildung bekommen um ein anderes Leben als ihre Eltern zu führen. Für jede der insgesamt 4 Schulen sind im Schnitt zwei Volunteers abgestellt. Für das diesjährige Wintercamp, das wie eine Art Feriencamp für die Kinder dient wurden zu den bereits 3 arbeitenden Volunteers zusätzlich noch Caro, Larissa und ich eingezogen um kreativ und tatkräftig die anderen zu unterstützen. Für mich ging es nach zwei Tagen mit jeweils vormittags einer und nachmittags einer Schule nur noch Nachmittags in die Brahmavara Schule, da am Morgen schon genug (3) Volunteers die Kinder betreuten. Der Begriff „Schule“ darf übrigens nicht überbewertet werden: Das „Gebäude“, in dem Unterricht gehalten wird besteht entweder aus einem Zelt, einem Platz unter einem großen Wassertank oder unter dem Vordach eines Hauses. In den zwei Wochen sollte ein Wettbewerb unter den Kindern ausgetragen werden, indem sie sich durch Spiele untereinander messen sollten. Jeden Tag war ein neues Spiel an der Reihe, wie zum Beispiel Früchtetesten, Drei-Bein-Lauf (2 Kinder, von denen jeweils ein Bein zusammengeschnürt werden, sodass sie versuchen müssen mit „drei“ Beinen zu laufen) oder Tauziehen.
Insgesamt hat es den Kindern echt Spaß gemacht und mir letztendlich auch. Ich war zuerst ziemlich durch den Lebensstandart der Kinder und deren Eltern schockiert, der so gänzlich anders und arm ist, wie sich ein Europäer ein Leben vorstellt: Die Zelte sind meist mit einer Plane oder nur Stoff abgedeckt. Manchmal sind sie direkt an der Straße gebaut, sodass ständig Lärm herrscht und Staub aufgewirbelt wird. Die Kinder haben meist keine Schuhe wenige und dreckige Anziehsachen und sind trotzdem die ganze Zeit am Lachen! Das beeindruckt schon sehr, selbst wenn man es davor schon von tausend anderen Berichten gehört hat. Ich habe bei einigen Kindern sogar Verhaltensweisen und Mimiken entdeckt wie sie auch mein Bruder Luis (ich hoffe du liest das!!)im Spiel macht und deshalb viel es mir nach anfänglichem Misstrauen wirklich nicht schwer sie ins Herz zu schließen. Wen ich allerdings nicht ins Herz schließen konnte, waren die Läuse, die sich entweder bei der Tent’s School, oder an einem anderen indischen Ort eingeschlichen hatten. Diese bemerkte ich aber vorerst gar, sondern erst als wir nach den zwei Wochen Wintercamp von unserem FSL Koordinator Manju zu sich nach Hause eingeladen wurden. In Deutschland würde niemand so direkt sein, und seinen Gast am zweiten Tag nach seiner Ankunft erstmal fragen, ob er denn Läuse habe da er sich ja doch des öfteren am Kopf kratzt, aber in Indien ist das kein Problem. Und so saßen Caro und ich dann jeden Morgen nach dem Duschen auf der steinernen Bank am Ausgang zum Hinterhof und wurden gründlichst auf Läuse untersucht. Der Ort, in den uns Manju mitnahm war ungefähr 2 Busstunden von Mysore entfernt und ein Dorf, was sich genau mit den Vorstellungen deckte, die ich im Vorhinein von Kundapur hatte. Einen nennenswerten Laden, der von Süßigkeiten bis Seile zum Einspannen von Kühen alles hatte, viele Felder die mit unterschiedlichen Pflanzen bestellt waren und einer sehr ländlich bis ärmlichen Lebensweise. Wir schliefen bei einer Verwandten von Manju, da er bei sich im Haus nicht genügend Platz hatte und gingen nur zum Essen meist zu ihm hinüber. Ach ja das Essen... es scheint mir durchaus wichtig zu erwähnen, dass ich mich nach dieser Woche fühle als hätte ich mindestens 10 Kilo zugenommen. Wir wurden jeden Morgen, Mittag und Abend bis fast über die Schmerzgrenze mit den tollsten Sachen vollgestopft, und wenn man gerade noch den Mund voll hatte wurde einem schon ein Nachschlag angeboten, der nur unter lauten Tönen des Wider willens (denn Reden konnte man ja in dem Moment nicht), sowie der Zuhilfenahme von Händen, die über den Teller gehalten wurden, abgelehnt werden konnte. Das hatten wir allerdings erst gegen Ende der insgesamt 6 Tage herausgefunden, so dass wir uns fühlten wie eine rollende Reiskugel.
Während unseres Aufenthaltes wurde am Mittwoch das Divali Festival gefeiert. Normalerweise werden dazu überall Kerzen und Lichter aufgehangen und an dem Tag laute Knaller und Wunderkerzen angezündet. Für uns lief der Tag vorerst anders ab. Uns wurde nämlich am Morgen, nachdem uns unsere Gastgeberin Indrani in unseren Sari eingepackt hatte, mitgeteilt, dass wir in 5 verschiedene Familien eingeladen wurden, zu denen wir im Laufe des Tages gehen sollten. Das Problem war, dass wir es tatsächlich taten und schon nach der zweiten Familie an der Menge der uns angebotenen Süßigkeiten kollabierten, weswegen wir am Abend dann fast das Essen verweigern mussten. Die Familien an sich waren jedoch alle sehr freundlich und an unserer Kultur interessiert. Wir wurden viel nach den Unterschieden von Indien und Deutschland gefragt, und ob wir denn das Essen mögen und ob wir schon Mittagessen gehabt hätten. Das generelle Problem in dieser Kommunikation bestand darin, dass wir an diesem Tag, sowie jeden Abend und Morgen ohne Manju unterwegs waren. Dieser fungierte nämlich als Übersetzer für uns, da fast das gesamte Dorf kein Englisch, sondern nur einen Mix aus Kannada und Tamil sprach. Somit musste wir Caros wenige und meine mehr als dürftigen Kannada auspacken und anwenden. Das war sehr schwierig aber komischerweise versteht man schon nach dem ersten Tag mehr, uns nach dem sechsten habe ich sogar schon einzelne einfach Sätze verstanden! Tätä! Desweiteren hatten wir auch eine kalte Dusche jeden Morgen, was uns an sich nicht stoerte, jedoch mussten wir uns dieses mit einer Ziege teilen! Nachdem wir am ersten Abend beobachtet hatten, wie der Mann unserer Gastgeberin seine Ziege ins Bad gezogen hatte, da sie dort in der Dusche uebernachten konnet, waren wir einigermassen ueberrascht und befuerchteten am naechsten Morgen diese dort anzutreffen, was uns allerdings zum Glueck erspart blieb, da sie inzwischen wieder rausgelassen wurde. Jedoch schauten wir jeden Abend erstmal zu zweit ins Bad, damit wir im Falle eines Antreffens der Ziege bessere Chancen haetten sie zu baendigen. Willkommen in Indien...
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Tuerkauf im tibetischen Tempel
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Tempel eines Tagesausfluges |

Manju, der sich als großer Organisator herausstellte, hatte zwei Touren mit uns geplant, die wir am Dienstag und am Donnerstag machten. Er hatte einen Jeep gemietet, mit dem wir den ganzen Tag durch verschiedene Teile seiner Umgebung gefahren sind und uns Sachen angeschaut haben. Angefangen mit einem Staudamm, dann durch ein Wildlife Sanctuary, bis hin an die Grenze zu Kerala an einen malerisch gelegenen Wasserfall. Auf dem Rückweg wieder durch den Wildpark zurück und zum Highlight des Tages: Einen tibetischen Mönchsort mitten in Indien! Ich weiß nicht, ob es noch mehr als zwei gibt, aber Manju zeigte uns am Dienstag zuerst einen Ort, der ungefähr eine halbe Stunde von seinem Heimatdorf entfernt ist. Dort ist nach der Annektierung Tibets zu China durch Flüchtlinge ein kleiner fast rein tibetischer Ort entstanden, in dessen Mitte ein großer Tempel steht, der erst 2006 fertig gestellt wurde. Die Mönchshäuser gruppieren sich um den Tempel uns stehen vereinzelt noch bis fast einen Kilometer entfernt.
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Buddha Statue in Bylakuppe
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Ich war sofort fasziniert von diesem Dörfchen, in
dem natürlich auch alle gläubige Tibeter mit der typischen rot gelben Kleidung herumlaufen und war spätestens von der Ruhe und Geborgenheit des Temples gefangen, als ich die Gebete und die dazugehörige selbst gespielte Musik hörte. Denn die Tibeter hatte sowohl die typisch langen Blasrohre (die mich übrigens ein bisschen an Alphörner in den Bergen erinnert haben) als auch Pauken und dazu die vielen Gebete, das war echt wundervoll. Nachdem wir an diesem Tag sowieso schon so viel gesehen hatten,
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Auf dem Damm! |
habe die Atmosphäre dort am frühen Abend umso mehr genießen können, da bei Sonnenuntergang der ganze Tempel an der Sonne angeleuchtet wird und so mit den wenigen umherstreifenden Tibeter einen Eindruck von einem kleinen abgelegenen Dorf in den Bergen des Himalaya abgibt. Es war wirklich unglaublich wie man selber so ruhig und zugleich ausgeglichen wird, obwohl dort nur eine Stunde verbracht hat...
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Kuscheln in Hunsur |
Einen zweiten tibetischen Tempel schauten wir uns dann zwei Tage später an, wobei dieser im Gegensatz zum anderen mit Touristen nur so überflutet schien. Kein Wunder, denn da der Ort Bylakuppe sogar im Lonely Planet steht, ist er ein beliebtes Ziel für Touristen. Etwa 60Kilometer von Mysore entfernt, hatte dieser Platz einen der schönsten Tempel, die ich je gesehen hatte. Mit drei Buddha Statuen, die ganz gold waren und schätzungsweise 10-15m hoch, gaben sie ein beeindruckendes Bild ab.

Auch der Rest des zweiten Tages war gut geplant mit einem Ausflug zu einem Park mit Hirschen, die die Inder mit Gurken fütterten, und theoretisch Elefanten, die wir allerdings nicht zu Gesicht bekamen. Interessant an indischen Fahrten ist immer wieder die Musik in den Bussen und Jeeps. Caro und ich sind inzwischen der festen Überzeugung, dass es unter den Busfahrern verschiedene CDs mit den Busfahrer-Hits 1-65 gibt, von denen wir zwei auch schon unterschiedliche Favoriten haben. Es gibt nämlich ein paar Lieder, die von den Busfahrern, mit besonderem Vorzug gespielt werden. Diese tragen natürlich immer besonderes zu Caros und meiner Heiterkeit bei ;)
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Suche den Elefanten im Bild |
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Manju der wilde Tiger
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Nur fuer Caro:)
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Mit Indrani und Sari
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Kurz vorm Platzen
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Am Freitag gings dann dick und rund in fünf Stunden weiter nach Bangalore, voll mit Eindrücken einer idyllischen, ruhigen Welt auf dem Land inmitten von Indien.
Crash!!!
Kulturschock!
Lärm, Staub, Menschenmassen, Verkehr, Lichter, Hochhäuser, Werbebanner, Busbahnhof mit 300 Busnummern, hohe Preise, Metallica Konzert am Sonntag. Bangalore!
Für mich mal wieder ein mehr als nötiges Eintauchen in die europäische Welt mit all ihren westlich gesinnten Menschen, Coffee Shops und Malls. Allerdings haben mich auch grade die einzelnen Bezirke Bangalores fasziniert, da sie sehr grün und mit kleinen sich verzweigenden Straßen ausgestattet waren. Zusammen mit den wenigen Cafés und Bars erinnerten sie mich fast ein bisschen an Rom oder Barcelona! Wir machten zum ersten Mal Couchsurfing, das heißt schliefen in der Wohnung einer Portugiesin und ihrem indischen Freund, nachdem wir uns davor übers Internet bekannt gemacht hatten. Am zweiten Abend unseres Aufenthaltes, kochten wir sogar eine Tofu Pfanne für sie, was wirklich toll geschmeckt hat!
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Metro in Bangalore
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In Bangalore selbst, waren wir in dem riesigen Park mitten in der Stadt, sowie in der riesigen überfüllten Mahatma Gandhi Einkaufsstraße (M.G. Road), vor der wir am Nachmittag allerdings zu einem Eisladen geflüchtet sind, den uns Clara empfohlen hatte.
Und nachdem ich Caro am Sonntag bei den anderen drei Jungs abgeliefert hatte, die auch alle zu dem Open-Air Konzert von Metallica wollten, machte ich mich nach einem wunderschönen Nachmittag allein in Bangalore am Abend wieder auf den Rückweg nach Kundapura. Insgesamt eine unglaublich tolle Woche, die an zwei nicht unterschiedlicheren Orten nicht hätte sein können und mir viel über indische Kultur gezeigt hat.