Sonntag, 14. August 2011

Die Erfindung des Computerspieles „Der indische Musiker“


Codi Beach

am Strand

Strand in Kundapur

Schmetterling im Tagore Park

auch Tagore Park

Caro und ich vor der St. Anthony Curch

Im Office der beste Platz
Hallo ihr alle in der Heimat!
Ich bin jetzt schon zwei Wochen hier und fange langsam an, das Land Indien zu verstehen. Auch wenn es manchmal schwerfällt die Lebenseinstellung dieser Leute zu verstehen. Am besten und schnellsten lernt man es jedoch, wenn man sich einfach mal für zwei Stunden in einen der Expressbusse setzt und zwar vorne! Das ist echt ein, sagen wir mal, lehrreiches und Adrenalin-versprechendes Erlebnis. Denn erstmal haben die Inder ja nicht Links- sondern Rechtsverkehr. Das an sich wäre nicht schlimm, allerdings praktizieren sie auch einige für uns Deutsche sehr ungewohnte Überholvorgänge. In der Praxis heißt das „So schnell wie es geht und gebremst wird nur im Notfall“. Wird ein Auto vom anderen überholt, kann es schonmal gut sein, dass das überholende Fahrzeug nur einen Bruchteil vor dem Auto der gegenüberliegenden Fahrbahn auf seiner Seite wieder einschert. Ist gefährlich, aber man kommt schneller ans Ziel. Oder von der Fahrbahn ab. Oder man baut einen Unfall (der nicht selten für viele Beteiligte tödlich endet). Ich habe das bisher immer nur aus dem Seitenfenster betrachten können aber als Caro und ich heute einen Eintages-Trip nach Mangalore unternommen haben, saßen wir auf der Rückfahrt direkt neben dem Fahrer. Und jetzt weiß ich, warum sich auch Inder nicht so gerne vorne hinsetzten. Denn was man nicht weiß macht einen nicht heiß. Und das stimmt in dem Fall wirklich. Warum dann überhaupt noch Leute mit dem Bus fahren und nicht alle nur noch mit dem Auto liegt auf der einen Seite klar auf der Hand: Zug ist teurer und bei zunehmender Menge an Leuten mehr und mehr überfüllt. Außerdem hält er nicht an so vielen Stellen wie der Bus. Auf der anderen Seite jedoch musste ich feststellen, dass es die Inder schlichtweg nicht kümmert, dem Tod bei fast jeder Fahrt ins Auge zu sehen. Sie leben nach dem Vorsatz immer nur den einen Tag zu betrachten und, so scheint es mir zumindest, jede Tag so zu leben, als wäre es ihr letzter. Das kann zwar auf der einen Seite angsthemmend sein und der anderen Seite glaube ich, dass sie damit auch so ein bisschen Verantwortung ihrer Familie gegenüber abgeben.
Nach dieses philosophischen Betrachtungen :) jetzt aber zu dem, was mir seit meinem letzten Eintrag so passiert ist: Meine erste Woche in meinem Projekt „Ökologische Erziehung und die Gründung von Umweltschutzgruppen in Schulen“ verlief im Allgemeinen recht erfolgreich. Zu unseren Aufgaben zählt zum einen die Durchführung von jeweils 5 Unterrichtsstunden im Jahr in der 6th und 7th Standart (Klassen) was sich „Environmental Education“ nennt und 5 Stunden in der 8th Standart mit anschließender Gründung sogenannter „Eco Clubs“(kleine Gruppen, die sich mit dem Umweltschutz und dem Bewusstsein dafür beschäftigen sollen), die dann im Verlauf der Zeit selbständig weiterlaufen sollen. Diesen Teil unserer Arbeit konnten wir jedoch noch nicht praktizieren, sondern mussten das tun, was auch jeder andere Lehrer vor seinen Stunden tun muss: sich darauf vorbeiten. Und das dauert lange, wenn man sich verschiedene Ideen und Konzepte von den letzten drei Jahren durchlesen muss. Wir sind damit immer noch nicht fertig, aber zum Glück haben wir Unterstützung einer anderen Freiwilligen, die bereits seit 2 Monaten in diesem Projekt ist. Sie wird uns nächste Woche die unterschiedlichen Schulen (es sind fast zwanzig!!) zeigen und uns ihre bereits fertig präpariertes Material vor den Klassen zeigen. Das ist wirklich gut, denn vieles werden wir wahrscheinlich übernehmen.
Am Wochenende waren Caro und ich also in Mangalore. Die Hinfahrt haben wir weitesgehend mit Musik hören und quatschen verbracht. Mangalore selber ist echt sehenswert. Was im Reisführer noch nicht so toll klang, ist für einen Tag echt gut! Wir haben uns die St. Aloysius Church angeschaut und uns wie in Italien gefühlt, da sie innen von einem Italiener bemalt wurde. Mit weißen Menschen und allem, was zu einer barocken katholischen Kirche gehört. Das war echt ein witziges Erlebnis. Außerdem sehenswert ist der Tagore Park auf dem Hügel direkt neben dem City Shopping Centre. Der Park erinnert ein bisschen an Gaudis Park Guell (danke Caro!) und ist somit auch sehr westlich. Das spiegelt wirklich sehr gut die Stimmung der Stadt wieder, die wir beide als sehr offen und westlich wahrgenommen haben. Die Mädchen tragen teilweise Tops und kürzere Hosen, und es gibt sehr viele Caffé-Ketten.
So nun aber zur Erfindung der Computerspieles:
Auf der Rückfahrt nach Kundapur, saßen wir direkt neben dem Busfahrer und konnten somit das Prinzip „indischer Busfahrer“ genau studieren. Die Hupe hat in Indien nämlich eine viel größere Bedeutung als in Deutschland. Autofahrer testen auch beim Kauf eines Fahrzeuges als eines der ersten Dinge die Hupe! Sie wird als Allzweckmittel fürs Fahren gebraucht. Zum Überholen, Einparken und zum Ausdruck von Ärger (eher selten) hergenommen. Also eigentlich immer um auf sich aufmerksam zu machen! So kam es uns beim Busfahren fast so vor als würde der Job Busfahrer eigentlich nur nebensächlich sein. Viel wichtiger ist der Umgang mit der Hupe (in unserem Fall sogar zwei!). Mit zwei Hupen kann man schon Musik machen und genau das hat unser Fahrer auch gemacht. Naja der Rest ist dann schnell dazugereimt: Autorennen(der schnellste gewinnt natürlich), bei dem man verschiedenen Dingen wie Kühen, Menschen, Hunden, und andern Autos ausweichen muss. Als Zwischenaufgaben gibt es das Musizieren auf den Hupen und als Bonus verschiedene Blumen, mit denen man seinen Bus weiter verschönern kann. In den höchsten Leveln muss man das Fahren und Musizieren parallel beherrschen, was ein gewisses Könnern erfordert.
Ja so einen Blödsinn fällt einem auch nur auf langweiligen Busfahrten ein;)
So weit also aus Kundapur, ich hoffe bei euch regnets nicht mehr!

Mittwoch, 10. August 2011

Na endlich...

So meine Lieben,
dies ist nun der erste offizielle Eintrag in diesem hoffentlich am Ende sehr langem Blogs.
Ich sitze jetzt hier in Kundapur dem Ziel meiner laaaaaangen Reise:). Hier werde ich wohl meine nächsten 10 Monate im Rahmen eines Freiwilligen Sozialen Jahres (FSJ) verbringen.
Angefangen hat alles natürlich, wie vieles andere auch, in Deutschland. Das ich überhaupt fahren konnte, stand ja eigentlich erst am Freitag Abend um 18.15 Uhr fest. Das war nicht, wie viele von euch denken ein gewöhnlicher Freitag Abend. Nein! Wenn schon Indien, dann auch bis zur letzten Minute spannend halten, ob man reisen darf oder nicht. Der Freitag den ich meine war der Freitag vor dem Samstag an dem ich um 10Uhr in der Früh im Flugzeug sitzen wollte!! Von daher war ich die Tage vor meiner Ausreise ein wenig unentspannt.
Doch nun sitze ich hier, da es ja dann doch geklappt hat. Das sind halt die Inder. Das Visum war zwar schon eine Woche vorher beantragt worden, und theoretisch hätte es ja auch nur einen Tag gedauert, aber, und daran muss man sich in Indien gewöhnen, manchmal machen die Inder ihre eigenen Regeln. In dem Fall, also meinem hilft nur eins: Shanti, Shanti! Was wohl soviel heißt wie „Ganz ruhig, wird schon werden, entspann dich“. Wahrscheinlich gibt es noch tausend weitere Deutungen, die mir aber bis jetzt noch nicht bekannt sind.
Der Flug nach Bangalore, im Zentrum Südindiens gelegen, dauert 8 ½ Stunden, mit Zeitverschiebung, ist man 12 Stunden später im IT-Zentrum Indiens.
Dort angekommen wurden wir von FSL India, meiner Organisation in einen Bus eingepackt, auf dem unser ganzes Gepäck GELEGT wurde, und ins Hotel in der City verfrachtet. Am nächsten Tag haben wir beschlossen, die Stadt zu besichtigen und haben uns von den zahlreichen Motorrikschas kurz Tuk-Tuks in den Botanischen Garten bringen lassen. Dieser ist absolut sehenswert, da man z.B. von einem Berg, der mit lauter Felsen bedeckt ist, einen guten Blick auf die ganze Stadt hat. Es gibt dort auch einen See, der allerdings ein wenig vermoddert ist.
Am selben Abend haben wir dann alle erfahren, dass uns eine 12 stündige Busfahrt nach Kundapur bevorstehen sollte, wo wir dann unsere inzwischen dritte Vorbereitungswoche haben sollten.
Denn bereits in Deutschland hatten wir 2 Wochen Vorbeitung auf Indien zusammen mit Leuten, die nach Indonesien und Malaysia gehen. Diese Leute werden alle, genau wie ich, mit AFS Germany zusammen ins Ausland entsendet. Mit dieser Gruppe in Deutschland, bestehend aus ca. 30 Leuten und 6 Teamern wurden verschiedene Sachen besprochen, wie z.B. wie Konflikte entstehen und wie man sie vermeiden kann, und was ein Kulturschock ist. Außerdem wurden uns viele Tipps und wichtige Sachen für das Leben in Indien mitgegeben, über die ich jetzt schon sehr froh bin. Diese 2 Wochen waren so spaßig und haben gleichzeitig so viel gebracht, dass ich es echt jedem empfehlen würde, ein Vorbeitungsseminar zu besuchen!
Nunja, zurück zu Kundapur. Die Gruppe, die ohne die Leute von Malaysia und Indonesien und die Teamer auf 20 Leute geschrumpft war, hatte angekommen erstmal ein gehöriges Schlafdefizit, da sie es nicht gewöhnt war in einem Bus die Nacht durchzuschlafen. Dementsprechend hangen wir alle relativ in den Seilen als wir endlich in unserem Hotel ankamen. Die darauffolgende Woche wurde uns dann sehr viel über Indien und ihre Mentalität erzählt, praktische Tipps für unsere Gastfamilie gegeben und die Stadt an sich gezeigt. Am letzten Tag wurde ein Ausflug von FSL organisiert, an dem wir zuerst einen der größten Tempel in Südindien besuchten, dann weiter zu den Jogg Falls gefahren sind. Die waren echt sehenswert! Wenn ihr irgendwann nochmal nach Indien kommt, dann schaut euch die auf jeden Fall an! Das sind riesige Wasserfälle, die größten in Asien nur mal nebenbei, und vor allem in der Monsun Zeit sehr toll. In dieser Zeit kommt nämlich das meiste Wasser und so stürzen wahre Bäche die Klippen hinunter in den Fluss.
an den Jogg Falls
Danach waren wir noch bei einer der größten Ganesha Statuen in Indien, das war echt toll.
Ja und dann war die Woche auch schon wieder rum und ich wurde von meiner Gastfamilie am Sonntag abgeholt. Dazu muss man sagen, dass nicht alle Volunteers so ein Glück hatten, denn tatsächlich sind nur 4 Leute von unserer Gruppe in Kundapur geblieben. Den Rest hat es in andere Städte wie Chennai oder Bangalore verschlagen. Jedoch auch in ganz kleine Dörfer die teilweise nicht mal einen Laden besitzen. Mein Projekt ist aber glücklicherweise in Kundapur, sodass ich nur 5 min zu meiner Gastfamilie fahren musste:)
Dort angekommen wurde mir erstmal, wie es in jeder indischen Familie wohl abläuft ein Chai angeboten, den wahrscheinlich jeder von euch schon kennt. Es ist schwarzer Tee mit genauso viel Milch und der gefühlt gleichen Menge Zucker. Ich liebe das absolut und könnte es eigentlich den ganzen Tag trinken!
Die Familie besteht aus 4 Personen: Einem Vater namens Prakash, einer Mutter mit dem Namen Mamatha und zwei Mädchen im Alter von 9, Ravitha und 11, Ankitha. Sie sind alle vier sehr nett und besonders die Kleinen sind sehr gesprächig und bombardieren mich ständig mit Fragen über alles mögliche. Erstaunlich ist, dass sie alle sehr gut Englisch sprechen und nicht die Amtssprache des Bundesstaates (in Karnataka wird eigentlich Kannada gesprochen) dort können, sondern eine Sprache namens Conkadi oder so ähnlich.
Mein Zimmer ist auch total in Ordnung, das einzige was ein wenig gewöhnungsbedürftig ist, ist die Wandseite, an der anstatt eines Fensters nur ein Loch mit einem Gitter davor ist, das nur mit einer Plane bedeckt ist, sodass ich in der Nacht allerlei Besuch von Echsen, Käfern und Mücken bekomme. Uff, bin ich froh, dass ich ein Mückennetz dabei habe! Ich habe auch ein Bad, dass sogar eine westliche Toilette hat und eine Dusche! Luxus hier in Indien.
Vor zwei Tagen habe ich dann endlich meine Projekteinführung gehabt. Mein Projekt nennt sich Eco Club/ Environmental Education, das die Umweltaufklärung im Dorf sowie die öffentliche Aufmerksamkeit für Umwelt an den Schulen mit einschließt. Eine Volunteer ist bereits in unserem Projekt weswegen wir nicht viele Probleme hatten hineinzufinden, zumal sie auch Deutsche ist. Ach ja, wir, das sind Caro und ich: Caro ist eine andere Freiwillige von AFS , die ich bereits in Deutschland kennen gelernt habe und mit der dieses Jahr sicherlich sehr viel spannender und lustiger sein wird. Wir haben zusammen das gleiche Projekt bekommen und können so mit geballter Frauenpower hoffentlich etwas erreichen!
Wir arbeiten in einem kleinen Office im Zentrum von Kundapur, das laut den Angaben der anderen eigentlich sehr regelmäßig und fast den ganzen Tag Strom hat, jedoch bringen wir wahrscheinlich irgendetwas mit, das der Strom dort nicht mag, jedenfalls hatten wir bisher maximal 3 Stunden Strom in 9 Stunden Arbeit. Aber an alle, die sich noch an den Anfang erinnern können gilt auch hier die Parole: Shanti, Shanti!
Unsere Aufgabe im Projekt besteht zurzeit vor allem darin ein großes Sommerfest an der (hoffentlich) Rosary English Medium School zu organisieren, bei der wir in einer anschließenden Diskussion ein Plastiktaschen-Verbot in Kundapur erreichen wollen. Nebenbei müssen wir noch weitere Unterrichtsstunden an den Schulen planen, die wir dann an ca. 20 verschiedenen Schulen halten müssen. Klingt nach viel Arbeit? Richtig! Aber hier habe ich beschlossen einfach mal den typischen indischen Satz für mich gelten zu machen, so dass ich das alles etwas entspannter für mich persönlich angehen kann und nicht schon nach 2 Wochen vollkommen verzweifel und gestresst bin.
Ja das war es eigentlich bis jetzt von Indien. Ich würde mich freuen, wenn ihr das ganze unten kommentiert, mehr Fotos werden bald folgen. Bis dahin ganz liebe Grüße aus Indien nach Deutschland!